HOLZ/TRIEB:
I. Rebtrieb u. -holz.- A. Allgemeines.- B. Rebstamm.- C. Sommertrieb.- D. Fruchtrute/-holz.- E. Geiztrieb.- F. Wasserschoss.- G. Triebteile: 1. Triebspitze.- 2. Ranke.- 3. Internodium.
II. Trieb/Holz anderer Pflanzen.
I. Rebtrieb u. -holz: A. Allgemeines: Während die Winzer die unterirdischen Teile der REBE meist nicht weiter differenzieren, unterscheiden sie i.d.R. sprachl. deutl. zw. dem Rebstamm, dem Fruchtholz (fruchtbare Triebe), den Wasserschossen (unfruchtbare Triebe), den Sommer- u. den Geiztrieben, deren Erhaltg. bzw. Entferng. für den Aufbau des Rebstocks u. damit auch für die Qualität der Trauben v. Bed. ist. Den Zapfen kommt die bes. Funktion zu, Holz zum Stockaufbau zur Verfügg. zu haben, falls das Fruchtholz erfrieren od. sonstwie beschädigt werden sollte.- B. Rebstamm: Der Wurzelstamm (WURZEL) der REBE setzt sich nach oben über der Erde in den Stamm fort, der v. der Rinde geschützt wird. Dieser umschließt die Leitbahnen für den Nährstofftransport u. speichert Reservestoffe (Baum, Fuß, Gerte, Hals, Hochstämmlein, Kabe, Käbe, Klotz, Klötzlein, Klötze-, Knorren, Knorz, Knorzen, Knörz, Knörzen, Rebholz, Reben-, Rebknorz, Reben-, -knorzen, Rebschenkel, Reben-, Rebstamm, Rebstange, Rebstock, Reben-, Rebstünkel, Sarment, Schenkel, Stamm, Stämmchen, Stämmlein, Stämme-, Stange, Staul, Stäul, Stäule, Stock, Stumpf, Stumpen, Stünkel, Traubenklotz, Traubenschenkel, Traubenstämmlein, Weinklotz, Weinstamm, Weinstock, Weinstockschenkel.- C. Sommertrieb: Im Frühj. entw. sich aus dem AUGE der Sommertrieb, der in die Nodien, das sind die verdickten Stellen (Knot, Knoten, Knöt, Knöten), u. Internodien (s.u.) gegliedert ist (Ausschuss, Austrieb (vgl. austreiben), Bampel, Bämpelein I (Trieb), Blattaustrieb, Botte I (Knospe), Potte, Pfotte, Dolde, Dolden, Flöderi, Garze, Gerte, Geschoss, Geschösslein, Gimme, Haupttrieb, Jungtrieb, Laubholz, Laufer, Läufer, Lötchen, Löd-, Lote, Lode, Mitteltrieb, Oost, Rebe, Rebschoss, Reben-, Rebschuss, Rebtrieb, Reben-, Rute, Schieb (vgl. schieben), Schlotz, Schlötz, Schlötzlein, Schnatte, Schoss (vgl. schießen), Schösslein, Schössling, Schub, Schuss, Schutz, Schüssling, Spatz, Spross, Sprösslein, Stoß (vgl. stoßen, stößen), junges Träubelholz, Trieb (vgl. treiben), Triebchen, Trieblein, Triebe-, Trift, junges Weinholz, Weinstängel, Wiede, Zein, Zeinlein I (Trieb), Zimel, Zimelich, Zweig).- D. Fruchtrute/-holz: Die ausgewachsene Fruchtrute spielt für die weitere Erziehg. des Rebstocks u. den Fruchtbehang im darauffolg. J. eine gr. Rolle, was durch die näheren Bestimmungen Haupt-, Leit-, Ziel-, Zucht- bzw. Frucht-, Trag-, Träubel-, Trauben- zum Ausdr. gebracht wird (Ast I (Zweig), Austrieb, Binder, Bindner, Bogen, Bügling, Büge-, Dolde, Dolden, Ende, Fasel, Faselschoss, Fisel, Fruchtholz, Fruchtrebe, Fruchtstängel, Fruchttrieb, Garze, Gelass, Gelasst, Gerte, Geschoss, Geschösslein, Haupttrieb, Jahrestrieb, Jungholz, Jungtrieb, Kränzchen, Lass, Laufer, Läufer, Leittrieb, Lötchen, Löd-, Lote, Lode, Ranke, Ranken, Rebchen, Rebe, Rebrute, Reben-, Rebtrieb, Reben-, Rute, Sarment, Schein, Schieb, Schlaupke, Schlotz, Schlötz, Schoss, Schuss, Schutz, Sommerschosser, Sommerschuss, Sommertrieb, Trager, Träger, Traggerte, Tragholz, Tragrebe, Tragrute, Trage-, Träubelholz, Traubenrute, Trieb, Trieblein, Triebe-, Weinbeerentrieb, Weinholz, Weinrebe, Weintraubenrebe, Weintraubenwiede, Zein, Zielholz, Zuchtgerte). Beim REBSCHNITT wird das sog. Fruchtholz angeschnitten. Hierbei handelt es sich um einjährige Triebe auf zweijährigem Holz, deren Knospen (AUGE) die höchste Fruchtbarkeit aufweisen, z.B. Binder, Bindner, Bogen, Bogrebe, Bogen-, Fruchtholz, Fruchtrebe, Fruchtschnitt, Gerte, Hajtasch, Schneidrebe, Tragesel, Tragkopf, Tragrebe, Tragrute, Trage-, Tragzapfen, Vater, Wachsrute. Bei manchen Arten der REBERZIEHUNG befindet sich zw. dem Stamm u. dem Fruchtholz noch der sog. Schenkel, der dann das Fruchtholz trägt. Stamm u. Schenkel gehören zum alten Holz. Die verholzten einjährigen Triebe werden als einjähriges Holz od. Ruten (Rute) bezeichnet. Wildes, d.h. wenig fruchtbares Holz, steht auf dem mehrjährigen Holz; zahmes Holz (zahm) od. Fruchtholz steht dagegen auf zweijährigem Holz. Die in der Weinbaufachlit. übl. Unterscheidg. v. doppelt zahmem u. einfach zahmem Holz (vgl. Müller E. u.a. 2000, 138ff., Abb.) ist in der Sprache der GWP nicht zu finden. Beim Rebschnitt sollen nach Möglichkeit zahme Triebe angeschnitten werden. Nach der Anzahl der Augen u. damit der Länge des Fruchtholzes werden in der Fachlit. (ib. 84) folg. Fruchtholzarten unterschieden: Zapfen (1-3 Augen), Strecker (4-8 Augen), Flachbogen (8-12 Augen), Halbbogen (8-16 Augen), Pendelbogen (12-18 Augen), Ganzbogen (12-18 Augen). Auch hier lassen sich die Ang. der Winzer nur z.T. in dieses starre Schema einordnen. Denn vielfach wird bei längerem Fruchtholz, das angeschnitten wird, die Augenzahl nicht angegeben, andererseits werden/wurden in manchen Weinbaugebieten (z.B. in der SCHWEIZ) Zapfen als alleiniges Fruchtholz angeschnitten, sodass dort häufiger die Ang. der Augenzahl zu finden ist; ein solcher Fruchtzapfen kann z.B. 4-5 Augen besitzen (Knebel). Bei der Kordonerziehung bilden die Zapfen (Zapf, Zapfen, Zäpf) ebenfalls das alleinige Fruchtholz. Bei der Bogenerziehung dient der sog. Reservezapfen dazu, den Neuaufbau eines aus der Form geratenen od. teilweise erfrorenen Rebstocks zu ermöglichen (Anschnitt, Beiknoten, Bolzen, Bölz, Daumen, Daume, Flaschenträger, Fläschen-, Frostreserve, Haupt, Häupt, Hauptzapfen, Hinterzapfen, Klebzapfen, Knebelchen, Knechtlein, Knöter, Rastäuglein, Reservekopf, Reservleinzäpflein, Rückholzzapfen, Ruckzapfen, Tschap, Verjüngungszapfen, Watzel, Wechselzapfen, Zäpfchen, Zapfenrebe, Zapfenschoss, Zinke, Zinken, Zuchtzapfen, Zwacke, Zwacken). Das beim REBSCHNITT anfallende Rebholz wurde früher vielfach als REBHOLZBÜNDEL zur Verwendung als Back- u. Anfeuerholz nach Hause transportiert.- E. Geiztrieb: Aus dem Auge der Blattachsel (Achse, Achsel, Uchse, Üchse) wächst der Geiztrieb, der zur Zuckerbildg. in der TRAUBE beiträgt u. der daher heute im Ggs. zu früher meist nicht mehr entfernt wird (Aberauge, Abergeschoss, Aberschoss, Aberschösslein, Abertrieb, Aberzein, Aberzeingeschoss, Aberzeinlein, Achselrebe, Achseltrieb, Affenzahn, Afterschlag, Aftertrieb, Ast I (Zweig), Augast, Beiauge, Beioost, Beischoss, Beischösslein, Blatttrieb, Bock, Böcklein, Böcke-, Brut, Brutach, Geleichschoss, Gertentrieb, Herzkeid, Honalj, Honaljhajtasch, Klebholz, Miselrebe, Nachtrieb, Nebentrieb, Ohrlaub, Ohren-, Ohrlote, Seitenrebe, Seitenschoss, Seitentrieb, Spitz, Spitze, Uchse, Üchse, Üchsel, Üchselrebe, Üchsenbrut, Üchsenbrutach, Üchsenrebe, Üchsentrieb, Wasserrebe, Wildling, Zuwächslein, Zwacke, Zwacken, Zweig, Zwischentrieb). Früher wurden die Geiztriebe vielfach als störend empfunden, da man annahm, sie würden wie gierig die Nährstoffe an sich saugen u. dadurch die Entw. der Trauben neg. beeinflussen; hierauf beruht auch die in der Fachlit. u. in den Dial. verwendete Bez. Geiztrieb (Geiz, Geize, Geizer, Geizet, Geizi, Geizlein, Geize-, Geizrebe, Geizrute, Geiztrieb, Geizen-), u. auch die dial. Fachw. Mitfresser, Rauber, Wolf u. Wolfschoss nehmen darauf Bezug. Auf die früher vielfach praktizierte Entferng. der Geiztriebe (LAUBARBEIT) deuten die Fachw. Ausbrockel, Ausputzete, Gefeges, Jat II (Unkraut), Jät u. Üchsenjat hin. Auch Verwandtschaftsbez. wie Enkel (Etym. unsicher) u. Kindlein werden verwendet. Ein zu frühes Einkürzen der Sommertriebe regt die Geiztriebe zu bes. kräftigem Wachstum an.- F. Wasserschoss: Der Trieb, der sich am alten Holz entw., heißt in der Fachlit. Wasserschoss, wenn er noch grün ist (Brut, Faulenzer, Garze, Geiltrieb, Geschoss, Kotrebe, Mitfresserse, Schoss, Schössling, Spross, Stammausschlag, Stockausschlag, Wasserschoss, -schotz, Wasserschüssling); ist er verholzt, spricht man v. wildem Holz (wild).- G. Triebteile: 1. Triebspitze: Die zunächst hakenförmig gekrümmte Spitze des Sommertriebs stellt sich beim weiteren Wachstum aufrecht (Aberauge, Aberzein, Augast, Bogenspitz, Dolde, Dolden, Döldelein, Dolder, Ende, Fahne, Fahnen, Geiz, Geize, Geizspitze, Gipfel, Gipfelchen, Gipflein, Gipfe-, Gotsch, Grind, Güpflein, Herz, Herzlein, Kippe I (Spitze), Kopf, Köpflein, Krone, Kuppe, Läuferspitze, Nasentrieb, Ranke, Ranken, Ränkelein, Rebengipfel, Rebenranke, Rebenspitzlein, Rebrutenspitze, Rebspitze, Reben-, Rutenköpflein, Schoss, Sommerspitze, Spitz, Spitze, Spitzken, Spitzlein, Trieb, Triebspitze, Vorende, Weinstängel (wurden in Krasne/Krasna (UKRAINE) v. den Kindern im Weinberg abgebrochen u. gegessen), Wipf, Wipfel, Zipfel). An den Knoten bilden sich - wechselständig angeordnet - die Blätter (BLATT) aus. Als Ort der Assimilation sind diese neben den Wurzeln (WURZEL) das wichtigste Ernährungsorgan der Rebe.- 2. Ranke: Ebenfalls an dem Knoten entw. sich die gabelförmig verzweigte Ranke, mit der sich die Rebe als Kletterpflanze an der Unterstützungsvorrichtg. (DRAHTRAHMEN, PFAHL, REBERZIEHUNG) festklammert. Die v. den GWP verwendeten Termini weisen u.a. auf diese Fähigkeit bzw. auf die faden-, gabel- od. scherenförmige Beschaffenheit hin (Bart, Bock, Bogen, Bollhaken, Faden, Gabel, Gäbelchen, Gäblein, Gäbe-, Gabler, Granne, Haar, Häklein, Häke-, Händlein, Hängelein, Kettentrieb, Klämmerlein, Klämpflein, Kleber, Klimpfe, Kralle, Krampel, Krämpel, Krämpelein, Krämperling, Krämpling, Krämpe-, Krangel, Krängel, Kränkelein I (Ranke; Geiztraube), Krapf, Krapfen, Krapp, Krappen, Kräppel, Kräuel, Kreiser, Kringel, Kringelchen, Krümmchen, Liane, Madreil, Nudel, Ohrenläpplein, Ränkchen, Ränkelein, Ring, Ringelchen, Scherchen, Schere, Schnauzel, Schnauzer, Schnecke, Schnecken, Schnirkel, Schnorre, Schnörre, Spinner, Spinnerlein, Usiki, Vrille, Weingäblein, Weinhängelein, Weinranke, -ranken, Weinstockbart, Wickelranke, Zange, Zwickel, Zwinkel, Zwirnlein). Gerne werden die Ranken wegen ihrer gebogenen Form auch mit dem Spazierstock (Reisbengel, Spazierstecken, Spazierstock, Spazierstöckchen) verglichen. In manchen Weinbaugebieten wurden sie auch gegessen, z.B. um im WEINBERG den Durst zu stillen. Auf den säuerl. Geschmack weisen die Bez. Essig u. Essigtrieb hin.- s.a. Tauwuchs (SchwäbWB 6, 1730); Nebenzeine (Ruoff 1983, 29); Überfleißige m. (Stingl R. 1979, Kart. 2); mndd. wntelge m. 'Rebzweig' (MnddSchiLü. 5, 733).- 3. Internodium: Der Triebteil, der sich zw. 2 Augen (AUGE) befindet, heißt Internodium.- II. Trieb/Holz anderer Pflanzen: Früher wurden im Weinbau vor allem Triebe der Weide als BINDEMATERIAL u. Haselnusstriebe zur Herstellg. v. Gefäßen verwendet. Versch. Holzarten (HOLZART) spielen ebenfalls bei der Gefäßherstellg., bes. beim FASSBAU, eine bedeutende Rolle sowie bei der Herstellung v. Pfählen (PFAHL) für die Unterstützungsvorrichtungen der Rebe. Wegen der Verletzungsgefahr war man sorgsam darauf bedacht, anfallende Holzsplitter (Schiefer, Schirbel, Speil, Splitter, Spreiß, Spreißel) umgehend aus dem Weinberg zu entfernen.- Lit. (tw. mit Abb.): AIS 1310f.; Hillebrand W. u.a. 1998; Koblet [1975], 1. 4; Müller E. u.a. 2000, Kap. II.1.4 u. III.1; Schumann 1998, 14. 91. 124. 156. 180. 208. 249; Vogt/Schruft 2000, 40ff.- M.B. |
Stamm der Rebe zwei angeschnittene, gebogene u. befestigte Fruchtruten Stamm mit zwei Schenkeln angeschnittener Reservezapfen Trieb der Rebe mit Nodien, Internodien, Blättern, Ranken u. Augen in den Blattachseln Rebtrieb mit Ranken u. Blättern |