LAUBARBEIT:
I. Allgemeines.
II. Ausbrechen.
III. Heften.
IV. Ausgeizen.
V. Laubschnitt.
VI. Entblättern.
I. Allgemeines: Bei fast allen Erziehungsformen der REBE muss während der Vegetationszeit ordnend in den Wuchs der Sommertriebe eingegriffen werden. Die hierzu nötigen Maßnahmen werden als Komplex der WEINBERGSARBEIT zusammenfassend als Laubarbeiten (Grünarbeit, Laubarbeit) bez. u. in Ausbrechen, Heften, Ausgeizen, Laubschnitt u. Entblättern untergliedert. Allg. Ziele sind die Optimierg. der Ausnutzg. der Sonnenenergie, die Herstellg. eines harmonischen Verhältnisses zw. Wuchskraft u. Traubenbehang u. die Vorbeugg. gegen Befall durch Krankheiten u. Schädlinge (REBKRANKHEIT, SCHÄDLING). Der mod. DRAHTRAHMEN ermöglicht eine enorme Rationalisierg. der Laubarbeiten; im älteren Weinbau hingegen erforderte die ausschließl. manuelle Laubbehandlg. einen sehr hohen Arbeitsaufwand.- II. Ausbrechen: Am Rebstock treiben im Frühj. mehr Triebe aus, als der Stock gebrauchen kann. Um Nährstoffkonkurrenz für das Fruchtholz auszuschalten, werden überflüssige, d.h. alle nicht für einen späteren Anschnitt als Zapfen od. Fruchtrute zur Regulierg. des Stockaufbaus benötigten Triebe am alten Holz, also an Kopf, Stamm od. Schenkel des Rebstocks (HOLZ/TRIEB) entfernt (abblenden, abbrechen, abdrucken, -drücken, abebrechen, abgarzen, abgeizen, abhacken, abhauen, abjäten, abknallen, abknipsen, abkürzen, abpfetzen, abputzen, abraubern, abraumen, -räumen, abreißen, abribbeln, abschaubigen, abschneiden, abstreifen, abstutzen, abtüpfen, abtun, affoltern, foltern, anstutzen, ausblatten, ausbrechen, ausbrocken, ausgeizen, ausjaten, -jäten, auslauben, auslichten, auspflücken, auspüppeln, ausputzen, ausreißen, ausribbeln, ausrupfen, außebrechen, außerupfen, blatten, blenden, brechen, brocken, durchhauen, entfernen, enwegbrechen, enweghauen, enwegtun, enwegmachen, enwegnehmen, erbrechen, erlesen, fegen, fürben, fußschaubigen, geizen, herausblatten, herausbrechen, herausjäten, herausmachen, herausreißen, herausschneiden, jäten, kappen, köpfen, laubeln, läubeln, lauben, lichten, losmachen, peihen, podlom, putzen, Rebenfürben, Rebenputzen, saubermachen, saubern, säubern, schaubigen, Schenkelputzen, schüttern, Stockputzen, stutzen, tüpfen, verbrechen, verlesen, wegbrechen, weghauen, wegmachen, wegnehmen, wegpfetzen, wegreißen, wegrupfen, wegschlagen, wegschneiden, zwicken). Die Arbeit soll bald nach dem Austrieb durchgeführt werden, da zu dieser Zeit die etwa 10-20cm langen grünen Triebe noch leicht v. Hand abgestreift werden können. Bei zu spätem Ausbrechen kann die Triebbasis schon verholzt u. der Einsatz v. Messer od. Rebschere (GERÄT) erforderl. sein; zu frühe Ausführg. erfordert eine baldige Wiederholg. der Arbeit.- III. Heften: Haben die Triebe eine Länge v. 30-50cm erreicht, wird ihre Befestigg. an der Unterstützungsvorrichtg. notwendig. Ziel des Heftens ist es, das Abbrechen der wachsenden Triebe durch Wind zu verhindern, eine optimale Sonneneinstrahlg. zu gewährleisten u. auch die Passierbarkeit der Rebgasse zu erhalten. Entsprechend dem Längenwachstum der Triebe ist die Arbeit 2-3-mal durchzuführen, Laubverdichtungen sind zu vermeiden. Im mod. Drahtrahmen finden die Triebe an den parallelen Heftdrahtpaaren Halt, zw. die sie gesteckt werden (anhängen, dareinstoßen, durchschlagen, durchstecken, eineflechten, einemachen, eineschoppen, einflechten, einhängen, einhinstecken, einhinstricken, einleiten, einschlaufen, -schläufen, einschlupfen, -schlüpfen, einstechen, einstecken, einstreifen, einstricken, einweisen, einziehen, festbinden, heften, hereinflechten, hineinflechten, hineinlegen, hineinschieben, hineinschlingen, hineinschlupfen, -schlüpfen, hineinstecken, hineinstoßen, hineinstreifen, hineinweisen, richten, schläufen, schlupfen, schlüpfen, schoppen, spalieren, stecken I (befestigen), unterstechen). Drahtanlagen mit einz. Heftdrähten erfordern ein Anbinden der Triebe. Das Befestigen der Sommertriebe bei der älteren Pfahlerziehg. (anbinden, anlegen, aufhinbinden, binden, Binden, heften, buscheln, büscheln, heraufbinden, hinaufbinden, Rebenbinden, reifeln, zusammenbinden, zusammenheften, zusammenspinnen) erfolgte meist in der Weise, dass die Triebe zunächst locker um den Pfahl zusammengebunden u. später bei einer Länge v. ca. 1,5m nochmals oben am Pfahl befestigt wurden. Dabei wurde verschiedentl. zw. gesonderten Arbeitsgängen des Heftens terminologisch unterschieden, z.B. aufbinden vs. heften in Wicker (RHEINGAU), reifeln (Anbinden der jungen Triebe mit Binsen) vs. binden (Anbinden der kräftigeren Triebe mit Stroh) in Rechnitz (BURGENLAND), heften vs. nachheften in Grenzach (BADEN), klampern vs. heften in Teufen (ZÜRICH), aufbinden vs. heften in Fläsch (GRAUBÜNDEN), binden vs. ausbinden (letztes Heften) in Bech-Kleinmacher (LUXEMBURG). Die GWP aus Btaszk/Badesek u. Dunakömlöd/Kimling (UNGARN) konnten sich noch an Kopferziehg. ohne jegl. Unterstützungsvorrichtg. erinnern. Hier wurden die Triebe mit einem Heftband locker umschlungen (zusammenheften) od. bei kleinwüchsigen Reben überhaupt nicht zusammengebunden. Bei den genannten u. sonst noch vorkommenden Bez. des Heftens (abbinden, anankern, anbinden, Anbinden, anheften, anlegen, anmachen, anstricken, aufbinden, aufheften, aufhinhängen, aufschlagen, aufstecken, Band II (Arbeit), bändeln, Drähtarbeit, gurten, gürten, heraufheften, hinaufheften, hineinheften, hochbinden, ringen, Weinbinden, Weingartbinden, -garten-, -garts-, zuhinbinden, zusammenbinden) ist aus den Ang. der GWP tw. nicht klar erkennbar, auf welche Erziehungsart sie sich beziehen.- IV. Ausgeizen: Bez. für das Entfernen v. Nebentrieben der Hauptsommertriebe (HOLZ/TRIEB), die sich aus den Knospen (AUGE) der Blattachseln entwickeln sind abbrechen, abjäten, abmachen, abschneiden, abstriffeln, abstutzen, abtun, affoltern, foltern, ausbrechen, ausbrockeln, -bröckeln, ausbrocken, ausbrutern, ausgeizen, ausjaten, -jäten, auskindeln, auslichten, auspfetzen, auspflücken, ausputzen, ausschneiden, außebrechen, außetun, auswölfen, beischösseln, brechen, brocken, entgeizen, enwegreißen, enwegtun, erbrechen, fegen, geizen, gipfeln, herausbrechen, herausbrockeln, herausmachen, jäten, kappen, laubeln, läubeln, lauben, plotzen I (zupfen), putzen, rupfen, schaubigen, schösseln, stutzen, uchseln, verbrechen, verzwicken, wegbrocken, wegmachen, wegnehmen, wegreißen, wegrupfen. Früher war es vielerorts übl., die Geiztriebe ganz auszubrechen. Im mod. Weinbau verzichtet man auf diese zeitaufwendige Handarbeit, denn es ist mittlerweile erwiesen, dass die Assimilationsleistg. der Geiztriebblätter der Traubenqualität sehr förderl. ist. Aus der Laubwand herausragende Geiztriebe werden beim Laubschnitt mit eingekürzt.- V. Laubschnitt: Das Einkürzen v. grünen Rebtrieben (Haupt- u. Geiztriebe) zielt auf die Verschiebg. des Assimilateverbrauchs zu Gunsten der Trauben- u. Holzreife u. zu Lasten des Wachstums der Triebspitze, zudem auf die Erhaltg. der Begeh- bzw. Befahrbarkeit der Rebgassen. Heute wird der Laubschnitt im Allg. in Vorentspitzen u. Gipfeln gegliedert. Beim ca. Mi. Juli durchgeführten Vorentspitzen werden die weit über den Drahtrahmen hinauswachsenden Triebe auf die gewünschte Laubwandhöhe eingekürzt, um ein Umkippen u. Abbrechen zu verhindern. Beim in den Zeitraum Ende Juli/Aug. fallenden Gipfeln werden nachgewachsene Haupttriebe u. zu lange Geiztriebe eingekürzt. Wichtig ist es, genügend Blattmasse zu belassen, ohne Laubverdichtungen in der Traubenzone zuzulassen. Bei der Pfahlerziehg. war früher das Einkürzen der Triebe vor Beginn der Blüte als neben dem Heften wichtigste u. aufwendigste Laubarbeit übl. Diese Maßnahme, bei der man die auf den meist bogenförmigen Fruchtruten stehenden Sommertriebe 2-4 Blätter über dem letzten Geschein abschnitt, wird heute abgelehnt u. nur noch in Ausnahmefällen (z.B. bei sehr wüchsigen Reben) praktiziert. Innerhalb der Terminologien des Vorentspitzens, Gipfelns u. Einkürzens (abbrechen, abbrocken, abenehmen, abeputzen, abereißen, abeschneiden, abflügeln, abgeizen, abgipfeln, abgipfen, abhacken, abhauen, abkippen, abknipsen, abköpfen, ablüpfen, abmachen, abnehmen, abpfetzen, abraumen, -räumen, abreißen, abrupfen, abscheren, -scherren, abschlagen, abschneiden, abschwänzen, absicheln, abspitzen, abstriffeln, abstücken, abstutzen, abwipfeln, abzwicken, anschneiden, ausästen, ausblatten, ausbrechen, ausbrockeln, -bröckeln, ausbrocken, ausflügeln, ausgeizen, ausjaten, -jäten, ausklauben, ausläubeln, auslauben, ausläutern, auslichten, ausnehmen, auspfetzen, auspflücken, ausputzen, ausschneiden, ausstoßen, behauen, beischösseln, beschneiden, blatten, Blätterreißen, brechen, darabhauen, dolden, doldern, durchlichten, einbrechen, eingipfeln, einkürzen, entblättern, entlauben, entlaubern, entspitzen, enwegtun, erbrechen, erhauen, fegen, geizen, gipfeln, gipfen, herabmachen, herabnehmen, herabreißen, herabschneiden, herausblatten, herausmachen, herausreißen, herunterhauen, herunterhacken, heruntermachen, herunterschneiden, jäten, kappen, kippeln, klavieren, kluppen, kneipen, köpfen, kupfen, lauben, Laubabschneiden, laubeln, läubeln, lauben, Laubschneiden, lichten, luftmachen, obenabnehmen, peihen, pfetzen, plotzen I (zupfen), putzen, reißen, saubern, säubern, schaubigen, schneiden, schwänzen, spitzen, Spitzenschneiden, stücken, stümpen, stüppen, stutzen, tüpfen, überhauen, verbrechen, verhauen, verklieben, verzwicken, vorentspitzen, wegbrechen, weghauen, wegmachen, wipfeln, zupfen, zuruckschneiden, zurück-, zwicken) gibt es tw. erhebl. Überschneidungen, tw. auch Überlappungen mit den Bez. des Ausgeizens u. nachfolgend genannten Entblätterns. Verschiedentl. lassen sich die einz. Arbeiten aus den Ang. der GWP nicht eindeutig identifizieren. Früher wurde das Schnittlaub vielfach als Viehfutter verwertet (vgl. bündeln, einsammeln, lauben, streifen, verhauen, zusammenlesen), verbleibt heute jedoch als Humusstoff im Weinberg.- VI. Entblättern: Die Entblätterg. ist eine v. E. Juli bis E. Aug. durchgeführte Teilentlaubg., bei der einige ältere, nicht mehr leistungsfähige Blätter od. zu dicht stehende Geiztriebe in Höhe der Traubenzone entfernt werden (abblätten, ablauben, abmachen, ausläubeln, auslauben, auslüften, darausmachen, entblättern, freimachen, freistellen, herabrupfen, jäten, schneiden). Dadurch wird eine bessere Durchlüftg. der Rebe erreicht, die Trauben trocknen besser ab u. sind weniger anfällig gegen Fäulnis. Zudem sind bessere Anlagerg. v. Pflanzenschutzmitteln u. bessere, insbes. für die Ausfärbg. roter Rebsorten wichtige Besonng. der Trauben gewährleistet. Allerdings erhöht sich die Gefährdg. durch Hagel, Sonnenbrand od. Schlagregen, weshalb nur einseitig auf der wetterabgewandten Seite entblättert werden sollte. Manuelles Entblättern ist sehr zeitaufwendig.-Lit.: Babo 1842, 204ff.; Bauer K. 2002, 180ff.; Dornfeld 1864, 232ff.; Eggenberger u.a. 1983, 102f.; Kiefer 1978, 88f.; Linsenmaier/Daub 1955, 20ff.; Müller K. 1930, 463f.; Puhl 2009, 63ff.; Scheu 1950, 196ff.; Schumann 1998, 25f. 77. 104. 131. 135f.; Vogt/Schruft 2000, 166ff.; WKW 68/339ff. 69/343ff. 72/359ff. 73/363ff.- R.P. |
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