DRAHTRAHMEN:
I. Allgemeines.
II. Benennung.
III. Pfahl.- A. Endpfahl.- B. Zeilenpfahl.
IV. Draht.
V. Verankerung.
VI. Befestigungszubehör.
VII. Spannvorrichtung.
I. Allgemeines: Der Drahtrahmen ist die heute am stärksten verbr. Reberziehungsform Mitteleuropas. Dieses Stützgerüst für die Reben, das Fruchtholz u. die Sommertriebe (HOLZ/TRIEB) besteht aus reihenförmig angeordneten Pfählen, zw. denen waagerecht verlaufende Drähte gespannt sind. Durch Variation der Anzahl bzw. Position der Drähte sind unterschiedl. Erziehungsformen (REBERZIEHUNG) mögl. Die Reihe, in der die Reben stehen, heißt Zeile; der Raum zw. 2 Zeilen in der Länge wird Gasse genannt.- II. Benennung: Die Fachtermini für den Drahtrahmen überschneiden sich tw. mit den Fachw. für die SPALIERREBE, die vorzugsweise ans Haus od. eine Mauer gepflanzt wird (Drahtanlage, Drahtbau, Drahterziehung, Drahtkultur, Drahtrahmen, Drahtrahmenanlage, Drahtrahmenerziehung, Drahtrahmenkultur, Drahtspalier, Drahtsystem, Drahtziehung, Spalier, Spalieranlage, Spalierbau, Spaliererziehung, Verdrahtete). Der Drahtrahmen mit bes. breiten Zeilen, durch die der Traktor od. and. Fahrzeuge fahren können, heißt Weitraumanlage od. auch nach dem Erfinder Lenz Moser.- III. Pfahl: Je nach der Position im Drahtrahmen unterscheidet man End- u. Zeilenpfähle: A. Endpfahl: Der Pfahl am Ende einer Drahtrahmenzeile, an dem die Drahtrahmendrähte befestigt werden, ist der Endpfahl (Abspannung, Abspannungspfahl, Anfangsstickel, Ankerpfahl, Ankerpfosten, Ankerstüpfel, Beigestell, Eckpfosten, Ecksäule, Eckstickel, Endpfahl, Endpfeiler, Endpflock, Endpfosten, Endsäule, Endsstäde, Endstaffel, Endstecken, Endstickel, Endstiefel, -stüpfel, Endstock, Hauptpfosten, Kopf, Ortbeigestell, Ortpfahl, Ortpfeiler, Ortpflock, Ortsäule, Orts-, Pik, Rammpfahl, Randpfahl, Randsäule, Starkpfosten, Steipe, Steiper, Stud, Weingartstiefel, -garts-, Stützpfahl, Stützstecken, Stützstock, Verankerungspfahl, Verankerungsstickel, Zaunpfahl, Zugpfahl). Dieser kann aus Holz (Akazienstütze, Eichenpfosten, Holzbeigestell, Holzpflock, Holzstiefel), aus Zement bzw. Beton (Betonpfahl, Zimentpfahl, Zimentpflock, Zementpfosten, Ziment-, Zementsäule) od. aus Metall (Eisenpfahl, Eisenpflock, Eisenstiefel, Eisenstud) gefertigt sein.- B. Zeilenpfahl: Die meist schwächeren Pfähle zw. den beiden Endpfählen werden Zeilenpfähle genannt (Aufschlagpfahl, Beigestell, Brückenstecken, Mittelpfahl, Mittelstickel, Nagler, Pflock, Pföstchen, -ken, Pföstlein, Rähmken, Rebpfahl, Reben-, Rebstecken, Reben-, -steck, Spalierpfahl, Stäbchen, -ken, Steck, Stecken, Steher, Traverse, Verankerungsstickel, Zwischenbeigestell, Zwischengehölz, Zwischenpfahl, Zwischenpfeiler, Zwischenpflock, Zwischenpfosten, Zwischenstickel). Diese bestehen häufig aus Holz (Akazienstickel), seltener aus Beton (Betonpfahl, Betonpflock, Betonpföstchen, Betonpfosten), neuerdings auch aus Metall. Einige Bez. werden sowohl für den End- als auch für den Zeilenpfahl verwendet. In Cernay/Senheim (ELSASS) wurde an jeder 5. Rebe ein Zeilenpfahl angebracht.- IV. Draht: Die Drahtrahmendrähte haben je nach Erziehungsart unterschiedl. Funktionen, die z.T. auch schon in den Bez. zum Ausdr. kommen. Der unterste Draht wird z.B. Anbinddraht, -binde-, Biegdraht, Biege-, Binddraht, Binde-, Gürtdraht, Heftdraht, Kammertdraht, Kordondraht, Länderich, Leitdraht, Niederziehdraht, Schenkeldraht, Schlupfdraht, Spanndraht, Streckdraht od. Tragdraht genannt. Am zweituntersten Draht (Achseldraht, Bogendraht, Tragdraht, Trudeldraht) werden entweder die gebogenen Fruchtruten (HOLZ/TRIEB) befestigt od. die Fruchtruten werden über ihn gebogen u. dann erst am untersten Draht befestigt. Die oberen Drähte, die den Sommertrieben Halt geben, sind vielfach beweglich u. parallel angebracht, sodass die Triebe v. selbst in sie hineinwachsen können u. dadurch die Heftarbeit (LAUBARBEIT) erleichtert wird (Doppeldraht, Doppelt-, Drahtpaar, Fangdraht, Heftdraht, Laubdraht, Wanderdraht). Manche Termini gelten sowohl für die unteren als auch für die oberen Drähte. Zur Materialbeschaffenheit machen die GWP nur selten Ang.; hierauf weisen Termini wie Eisendraht, Welldraht, Wellen- od. Zinndraht hin. Reg. bzw. lokal sind die Anzahl der Drähte u. auch die für sie verwendeten Termini versch. (im Folg. werden die Drähte v. unten nach oben aufgezählt), z.B. im Weinbaugebiet MOSEL: 1 Spanndraht, 1 Binddraht, mehrere Heftdrähte, entweder doppelt od. umhängbar bzw. 1 Spanndraht, 2 Biegedrähte, 2 Heftdrähte in Cond; 4 Spanndrähte, 4-5 Heftdrähte (damit sich das Netz zum Schutz gegen Vogelfraß (VOGELABWEHR) besser befestigen lässt) in Hatzenport; 1 Gertdraht, 1 Biegdraht sowie 3 einz. Heftdrähte od. 3 Heftdraht-Paare in Perl.- V. Verankerung: Um den Zug der Drähte aufzufangen, muss an den Endpfahl eine Verankerung angebracht werden (Anker I (Verankerung), Ankerer, Ankerung, Ausbindung, Drahtanker, Drahtverankerung, Erdanker, Halter, Kontra, Rebanker, Reben-, Schlauder, Schleuder, Weingartanker). Diese wird meist in die Erde versenkt. Hierzu können Pflöcke (Endpflock), Steine (Ankerstein, Drahtstein, Schlauderstein, Steinanker), Betonklötze od. Metall (Eisen, Ankereisen, Metallanker) verwendet werden. Auch fabrikmäßig hergestellte scheibenförmige Elemente (Ankerplatte, Ankerscheibe) od. schraubenförmige Elemente (Ankerschraube, Schraubanker, Schrauben-, Schraube, Schrauben, Schraufe, Verschraubung, Schnecke, Schnecken, Spirale) finden Verwendg. Der v. Endpfahl (schräg) zum Anker führende Draht wird Ankerdraht, Hafterdraht od. Steindraht genannt. In der Südpfalz sind noch, evtl. als Relikte der ausgestorbenen KAMMERT-Erziehg., am Ende der Drahtrahmenzeile Pfosten aus Stein (Weingartsstein) vorhanden, die als Anker dienen.- VI. Befestigungszubehör: Für die Befestigg. des Drahtrahmendrahts an den Zeilen- u. Endpfählen gibt es viele Möglichkeiten: Nägel (Drahtnagel, Endnagel, Nagel), die u-förmig gebogen sind u. 2 Spitzen besitzen (Agraffe, Häftchen, Hafter, Hufeischen, Klämmerlein, Klämperlein, Krapf, Krapfen, Krapp, Krappen, Schlaufe, U-Eisen, U-Haken, U-Häklein, U-Häke-, Weingartshafter, Zweispitze, Zweispitznagel), gebogene Nägel mit nur einer Spitze (Spazierstecken (früher nicht verwendet), Spazierstock, Spazierstöckelchen) od. gerade Nägel mit Kopf (Hakenstift, Vierkantnagel). In der Fachspr. der Weinbauschulen werden folg. Termini verwendet: Hefthaken (auch als Heftnagel bez.) für den einfach gebogenen Nagel, in den der bewegl. Heftdraht eingelegt wird; die u-förmig gebogene Schlaufe, auch Haft, Hafte od. Krampe, Krampen genannt, zum Anheften feststehender Drähte; gerade od. gebogene Kettennägel, in die Weinbergsketten eingehängt werden. Mit diesen Ketten (Kette, Kettchen, Kettelchen, Weingartskettchen, Weingartskettlich) werden die bewegl. Drahtrahmendrähte am Endpfahl befestigt u. gleichzeitig gespannt. Vielfach werden v. den GWP keine detaillierten Ang. zu den einz. Befestigungsmöglichkeiten gemacht, daher steht im WDW oft die allg. Bed.-Ang. 'Gegenstand zum Befestigen des Drahtrahmendrahts am Pfahl'. Die Drähte können zur Befestigg. aber auch einfach nur um den Endpfahl gewickelt sein.- VII. Spannvorrichtung: Zum Spannen der Drahtrahmendrähte kommen außer den Ketten versch. Vorrichtungen zum Einsatz, die aber v. den GWP selten genauer beschrieben wurden (Ankerspanner, Drahthaspel, Drahtspanner, Dräht- u. Drahtspännerlein, Drahtzug, Drillerer, Festzieher, Flaschenzug, Frosch, Froschmaul, Häklein, Häke-, Kettenspanner, Klammer, Knebel, Raidisseur, Schloss, Schraube, Schrauben, Schraufe, Spanner, Spannrädlein, Spannschloss, Spannschlüssel, Spannung, Windelein). Bei dem am häufigsten verwendeten Drahtspanner, dem sog. Spannschloss (vgl. Müller E. u.a. 2000, Abb. 63), wird zum Spannen des Drahts ein Vierkantschlüssel (Schlüssel) hineingesteckt u. umgedreht.- Lit. (überwiegend mit Abb.): Arthold 1929; Dahlen 1878, 137ff.; Mattern o.J.; Müller E. u.a. 2000, Kap. II.4; Ochßner 2004, 37ff.; Redl u.a. 1996, Kap. 10; Scheu 1950; Schumann 1998, 68; Schütte o.J.; Sölva 1987b, 72f.; Thurner-Seebacher 2007; Ulrich 2006, 65f.; Vogt/Schruft 2000, Kap. 8; Voigtländer o.J.; Willig o.J.; Zweifler 1924, 81ff.- M.B. |
Drahtrahmen mit zwei "Biegedrähten", der "Oppenheimer Heftvorrichtung" u. Ankerstein Zeile Gasse Endpfähle aus Holz Endpfähle aus Beton Endpfähle aus Metall Zeilenpfähle aus Holz Drähte der Drahtrahmenanlage unterster Drahtrahmendraht mit flach gestrecktem Fruchtholz über den zweiten Drahtrahmendraht gebogene u. am untersten Draht befestigte Fruchtruten obere, parallele Drahtrahmendrähte Welldraht als unterster Drahtrahmendraht Betonklötze schräg zum Boden hin führende Ankerdrähte am Anker befestigter Ankerdraht Verankerung in der Drahtrahmenanlage bei Frankweiler Stein als Anker in Gleiszellen Hefthaken Schlaufe/Haft Kettennagel |