I. Allgemeines.
II. Stockabstand, Stammhöhe u. Gassenbreite.
III. Erziehungsarten: A. Buscherziehung: 1. Kopferziehung.- 2. Bockerziehung.- B. Pfahlerziehung: 1. Einzelpfahlerziehung: a. Kopferziehung mit Einzelpfahl.- b. Ganzbogenerziehung mit Einzelpfahl.- 2. Zweipfahlerziehung.- 3. Dreipfahlerziehung.- C. Rahmenerziehung.- D. Drahtrahmenerziehung: 1. Flachbogenerziehung.- 2. Halbbogenerziehung.- 3. Pendelbogenerziehung.- 4. Sylvozerziehung/Steirische Bogenerziehung.- 5. Kordonerziehung.- 6. Lenz-Moser-Erziehung.- E. Spalier- u. Laubenerziehung.
IV. Reberziehung u. Rebschnitt.
V. Wandel der Erziehungsarten (in Auswahl): A. Franken.- B. Rheinhessen.- C. Württemberg.- D. Bern.- E. Niederösterreich.- F. Burgenland.- G. Steiermark.- H. Südtirol.- I. Tschechien.- J. Aserbaidschan.
I. Allgemeines:
Während in
DEUTSCHLAND v. der
Erziehung od. der
Erziehungsart der Rebe gesprochen wird, werden in der
SCHWEIZ, in
ÖSTERREICH u. in
SÜDTIROL vorwiegend die Termini
Bau, Form,
Kultur u.
System verwendet. Die Erziehungsarten u. der
REBSCHNITT hängen eng zusammen. Ihr Ziel ist zum einen die Sicherg. eines optimalen Ertrags, zum and. die Ausnutzg. arbeitswirtschaftl. Vorteile u. die Schaffg. guter Voraussetzungen für die Mechanisierg. In den 1980er J. wurden v. den GWP die
Trierer Raderziehung u. die
Vertikoerziehung noch nicht genannt, vermutl. weil sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht praktiziert wurden od. gänzl. unbekannt waren.-
II. Stockabstand, Stammhöhe u. Gassenbreite: Die Erziehg. muss sich der
REBSORTE, dem Klima u. der Beschaffenheit des Bodens anpassen. Die Gassenbreite (
WEINBERGSTEIL) u. die
Unterstützungsart (
PFAHL,
DRAHTRAHMEN,
PERGEL, früher auch
KAMMERT), aber auch der v. Rebsorte u. Standort abhängige
Stockabstand (d.h. der Abstand v. Rebe zu Rebe), die
Stammhöhe (Höhe des Rebstamms) u. die Art des Fruchtholzes (
HOLZ/TRIEB) definieren die jeweilige Erziehungsart. Bei
Normalerziehung beträgt die Gassenbreite bis 1,80m; in
Seilzuglagen, in denen wegen der Steilheit die Geräte mit einer Seilwinde (
GERÄT) hinaufgezogen werden müssen, ca. 1,30-1,60m; in
Direktzuglagen, in denen Schlepper od. selbstfahrende Maschinen (
FAHRZEUG) eingesetzt werden können, ca. 1,50-1,80m; bei der
erweiterten Normalerziehung ca. 1,80-2,40m; bei der
Weitraumerziehung ca. 2,40-3,00m. Der Stockabstand beträgt heute i.Allg. 1,20-1,50m in Seilzuglagen, 1,40-1,60m in Direktzuglagen bei Normalerziehg., 1,20-140m in Weitraumanlagen. Früher standen die Reben erhebl. dichter beieinander (
MASS). Die Erziehungsform definiert sich in Abhängigkeit v. der Stammhöhe u. damit auch v. Abstand des Fruchtholzes v. Erdboden. Die Erziehg. wird bei einer Stammhöhe v. 10-30cm als
nieder (
Niederkultur), bei einer Stammhöhe v. 40-80cm als
mittelhoch (
Mittelkultur) u. bei einer Stammhöhe v. über 80cm als
hoch (
Hochkultur) bez.-
III. Erziehungsarten: Unter Berücksichtigg. dieser Faktoren u. unter Maßgabe der Art u. Länge des anzuschneidenden Rebholzes, z.B.
Kopf,
Schenkel,
Fruchtrute,
Zapfen,
Reservezapfen (
HOLZ/TRIEB), lassen sich folg. Erziehungsarten unterscheiden:
A. Buscherziehung:
1. Kopferziehung: Bei der
KOPFERZIEHUNG (
Kopferziehung,
Stockerziehung) handelt es sich um eine Erziehungsart, meist ohne Unterstützungsvorrichtg., bei der durch Schnitt in Bodennähe ein sog.
Kopf mit Zapfen (
Zapf, Zapfen, Zäpf) ausgebildet wird, aus dem die Triebe wachsen. Die Erziehungsart mit Kopf in Bodennähe u. vielen kürzeren Fruchtruten (bis zu 10) wird
Korberziehung genannt. In
FRANKEN (
fränkisch) hieß die Kopferziehg. Häupterziehung.-
2. Bockerziehung: Die Bockerziehung (vgl. WKW 48/224) bildet den Übergang v. der Kopferziehg. zur
SCHENKELERZIEHUNG. Sie besteht aus einem
Kopf mit 3-5 kurzen in gleicher Höhe entspringenden Schenkeln (
Horn I (Auswuchs),
Schenkel,
Stummel), die am Ende je 1 Zapfen u. unterhalb 1-2 kurze Reservezapfen tragen. Diese Erziehungsart (
Bock,
Bockschnitt) findet meist in wärmeren Gegenden u. bei starkwüchsigen Sorten Anwendg. Nach den Ang. v. Arthold war sie zu Anf. des 20. Jhs. z.B. an der Bergstraße (
HESS. BERGSTRASSE,
BADEN), in der
PFALZ, im Zellertal (Nordpfalz), im oberen Nahetal bei Meisenheim (
NAHE), in Südungarn (
UNGARN) u. Slawonien zu finden. Oftmals wurde sie ohne weitere Unterstützg. praktiziert. In manchen Gegenden wird der Terminus Bockerziehung in ders. Bed. wie das Fachw. Kopferziehung (vgl. A.1.) verwendet. Hierher gehört auch die v. den GWP aus Sausenheim (
PFALZ) genannte
Johannistraubenerziehung, die vor 1900 (vor Einführg. des Drahtrahmens) mit
Bockschnitt praktiziert wurde. Die beiden GWP aus Kallstadt sprechen v. einem
Kopf mit 2
Ruten bzw. je 1
Schenkel re. u. li. Diese Erziehungsart sei übl. gewesen, bevor der Stamm allmähl. höher geworden sei.-
B. Pfahlerziehung: Für die Pfahlerziehg. werden je nach Art 1-4 Pfähle (
PFAHL) benötigt (
Fürhinbinder,
Pfahlanlage, Pfähl-,
Pfahlbau,
Pfahlerziehung, Pfähl-,
Pfahlkultur,
Pfahlrebe, Pfähl-, Pfahlsystem,
Pfahlweingart, Pfähl-, Pfähls-, Stachweingart,
Steckengarten,
Steckenkultur,
Steckenrebe,
Stickelanlage,
Stickelbau,
Stickelrebe, Stockanlage,
Stockberg,
Stockerziehung,
Stockpfahlerziehung,
Stockrebe,
Stockweingart, -en). Während im Bair. das Fachw.
Stockkultur u. spez. in
SÜDTIROL das Fachw.
Steckeleinrebe vorherrscht, gelten in
BADEN u. in der
SCHWEIZ für diese Erziehungsmethode die Fachtermini
Stickelanlage,
Stickelbau u.
Stickelrebe. In Klöchberg (
STEIERMARK) war früher die Stockkultur mit 2 Zapfen u. 1
Bindrebe übl. In Orczydorf (
RUMÄNIEN) wurden keine Bögen hergestellt; die Triebe wurden oben am Pfahl zusammengebunden, ebenso in Sulz (
UKRAINE). Folg. Erziehungsformen treten hierbei auf:
1. Einzelpfahlerziehung: Die Einzelpfahlunterstützg., die eine Bearbeitg. v. allen Seiten erlaubt u. bis ins 19. Jh. in vielen Regionen ausschließl. angewandt wurde, findet sich heute aufgrund des hohen Arbeitsaufwands fast nur noch in Steillagen (z.B. im Anbaugebiet
MOSEL):
a. Kopferziehung mit Einzelpfahl: Früher war in Pern

/Bergen (
TSCHECHIEN) nur
Stockkultur mit
Kopfschnitt übl. In Selzi (
KROATIEN) wurde noch i.J. 1983 die Kopferziehg. am Einzelpfahl praktiziert.-
b. Ganzbogenerziehung mit Einzelpfahl: Auf einem Stamm v. ca. 60cm Höhe werden meist zwei (früher auch mehr) Bögen mit ca. 15-20 Augen geformt. Diese Erziehungsart ist bes. im Weinbaugebiet
MOSEL gebräuchl. Die GWP aus Deidesheim (
PFALZ) erinnert sich, dass früher im Oberland (das ist das Gebiet der oberen Haardt, vgl. PfälzWB 5, 199) auch Pfahlerziehg. existiert habe; in Deidesheim selbst war dagegen die Offene Kammererziehung (vgl. C.) übl. In Hembsbach (
BADEN) wird der Ganzbogen, der nur im Pfahlweinberg praktiziert wurde,
Schnalle genannt im Ggs. zum Bügel (
Bugel, Bügel) bei der Halbbogenerziehung (vgl. Besse 2004, 35) im Drahtrahmen: die Fruchtrute wurde bogenförmig bis zum Stamm zurückgebogen u. dort befestigt.- s.a.
stockrecht,
Stockrecht.-
2. Zweipfahlerziehung: In Seußlitz (
SACHSEN) wurden früher die Rebstöcke im Stockberg an Hauptpfahl u.
Beipfahl erzogen. Aber bei dem alten
Meißnerschnitt benutzte man nur 1 Pfahl. In Trasadingen (
SCHAFFHAUSEN) wurden früher die
Stangenrebe mit Zweipfahlerziehg. v. der
Stockrebe mit Einzelpfahlerziehg. unterschieden: v. Boden aus teilte sich die Rebe in 2 Teile; die beiden Pfähle wurden im Frühj. im Abstand v. 40cm aufgestellt. Diese Erziehungsart wurde bis 1910/15 i.d.R. in tieferen, frostgefährdeten Lagen praktiziert. Im Winter wurden diese Reben ganz zur Erde niedergelegt u. zugedeckt. Der längere Pfahl diente als Stützpfahl für den Rebstock, zu dem kürzeren wurde ein Trieb dieses Rebstocks gebogen u. nach unten zeigend angebunden, diese Reberziehungsart heißt
Steckbogen; ähnl. auch in Tegerfelden (
AARGAU), wo beim Hacken außerdem dessen Spitze in den Boden gesteckt wurde (wie die GWP angibt, aus Gründen des Frostschutzes); diese zog vielfach Wurzeln. Diese Erziehungsart fand vor allem beim
Räuschling, Räuschlinger (
REBSORTE) Anwendg. In Elfingen (
AARGAU) wurde gleichfalls ein Bogen geformt u. dessen Spitze neben dem
Bogenstecken in die Erde gesteckt; diese früher praktizierte Arbeit hieß "Bögen stecken". In Beckstein (
BADEN) schlug man den kleineren Pfahl hinter dem Rebstock zum Berg hin ein. Bei den Reberziehungsarten
Schleifstock u.
Rahmenstock wurden immer 2 Pfähle verwendet; der vorn stehende Hauptpfahl war größer als der hintere Pfahl. In Gnadau (
RUSSLAND) erhielt jeder Rebstock ebenfalls 2 Pfähle. An jeden wurde eine Fruchtrute (
Rebe) schräg nach oben angebunden. Bei der sog.
Stockkultur wurden, z.B. in Apetlon u. Neckenmarkt (
BURGENLAND), 2 versch. lange Pfähle verwendet: der längere Pfahl (Stockstecken) stand als Stützpfahl beim Rebstock, an dem kürzeren
Bogenstecken (
Bogrebenstecken) wurde die gebogene Fruchtrute (
Bogen,
Fürhinbinder) befestigt; der Abstand zw. Stockstecken u. Bogenstecken wurde
Bogenfall genannt. Oftmals steckte man hier die Spitze der gebogenen Fruchtrute zur Wurzelbildg. in die Erde (hineinstupfen). Um den Bogen für das kommende J. vorzuzüchten, wurde der 0,50cm lange
Knieling angeschnitten (
REBSCHNITT).-
3. Dreipfahlerziehung: In Seußlitz (
SACHSEN) wurde früher die
Fränkische Erziehung (s.u.) mit 3 im Dreieck angeordneten Pfählen pro Rebe v. der
Rheinischen Erziehung unterschieden, bei der mehrere Pfähle pro Rebe in einer Reihe - ähnl. wie beim mod.
DRAHTRAHMEN - angeordnet waren. In Neckarweihingen (
WÜRTTEMBERG) erhielt früher im Pfahlweinberg ebenfalls jeder Rebstock 3 Pfähle, ebenso in Castell, Erlenbach a.M. u. Ipsheim (
FRANKEN). In Castell stand der
Buschpfahl neben der Rebe; die beiden kleineren Pfähle (sie hatten keine spez. Bez.) wurden erst nach dem Hacken angebracht (
schlagen), dann erst wurde je eine Fruchtrute nach unten gebogen u. an dem kleineren Pfahl befestigt (
niederziehen). Im Frühj. wurden in Thüngersheim die Reben zunächst nur an einem Pfahl (
Kuppelpfahl) hochgebunden (
kuppeln), damit der Weinbergsboden besser gehackt werden konnte.-
C. Rahmenerziehung: Das offene bzw. geschlossene Stützgerüst (
KAMMERT,
Lasier) aus Holz gilt als Vorläufer der heutigen Drahtrahmenerziehg. In Schwabsburg (
RHEINHESSEN) wurde die sog.
PLANKE, ein mit Reben bepflanzter Rahmen aus Latten, nur an Steilhängen angebracht; er diente als Schutzgeländer, damit die Pers. od. Pferde, die aus der
Gasse herauskamen, sowie ältere Leute u. Kinder nicht den Hang hinunterfielen. Sie ist der
Lasier in
SÜDTIROL vergleichbar. Dagegen handelte es sich in Westhofen (
RHEINHESSEN) bei der
Planke um eine Unterstützungsvorrichtg. für die Tafeltraubenkultur, z.B. Rote, Blaue u. Weiße Gutedel, Frühburgunder, mitten im Weinberg. Hierzu wurden 2 Längszeilen in einer doppelten Entferng. angebracht u. aus Holzlatten od. Eisenpfählen mit Drähten höher errichtet als die übr. Zeilen. Manchmal wurden auch Querlatten befestigt; hiervon kam man aber wieder ab, da die Luft nicht mehr zirkulieren konnte u. die Trauben gerne schimmelig od. v. Peronospora (
REBKRANKHEIT) befallen wurden.-
D. Drahtrahmenerziehung: Wegen des vermehrten Einsatzes v. Maschinen u. zur Reduzierg. der
LAUBARBEIT wird in neuerer Zeit der
DRAHTRAHMEN bevorzugt. Hier sind vielfältige Erziehungsformen mögl., z.B.:
1. Flachbogenerziehung: Auf einem einzigen Draht werden 1-2 Fruchtruten flach ausgezogen (
Flachbogen). Der Rebstamm befindet sich ca. 10cm unter dem untersten Draht, dem Biegdraht.-
2. Halbbogenerziehung: Bei der Halbbogenerziehg. (
Bogen,
Bogrebe, Bogen-,
Doppelbogen,
Halbbogen) mit 1 od. 2 Fruchtruten u. Reservezapfen werden bei einer Gassenbreite bis 1,80m 2 Biegdrähte benötigt.-
3. Pendelbogenerziehung: Beim
Pendelbogen handelt es sich um eine Halbbogenerziehg. mit langen Fruchtruten, die beim
GERTEN mit ihrem Ende noch mehrere Augen über den untersten Draht hinausragen, bei einer Gassenbreite ab 2m.-
4. Sylvozerziehung/Steirische Bogenerziehung: Die
Sylvozerziehung (
Sylvoz) ist eine Übergangsform zw. Bogen- u. Kordonerziehg. mit 3-4 Fruchtruten auf einem waagerechten Kordonarm, die möglichst senkrecht auf einen ca. 40-50cm darunter befindl. Draht gezogen werden, bei einer Gassenbreite ab 2m.-
5. Kordonerziehung: Beim
Kordon (
Kordonrebe) werden Zapfen mit 1-3 Augen auf mehr od. weniger langen Armen aus altem Holz ausgebildet. Hierbei ist ein Stockabstand v. über 1,60m übl.-
6. Lenz-Moser-Erziehung: Bei der
Lenz-Moser-Erziehung, auch
Lenz-Moser-Kultur,
Lenz-Moser-System od. verkürzt
Lenz Moser genannt, handelt es sich um eine dreigeteilte Laubwand mit Querjoch (
Joch), bei einer Gassenbreite v. ca. 3m. Sie war vor allem in
ÖSTERREICH v. Bed. (Abb.: Moser 1966; Schumann 1998, 37; Besse 2004, 35, Abb. 8). In
DEUTSCHLAND wird die Bez. oft allg. für die
Weitraumanlage verwendet.-
E. Spalier- u. Laubenerziehung: Die
SPALIERREBE wird an Draht, Gittern, Gerüsten u. dgl., meist an einer Mauer, Hauswand od. auch an der Stirnseite des Weinbergs erzogen. In
RUMÄNIEN u.
RUSSLAND wird mit dem Terminus
Spalier die Drahtrahmenerziehg. (vgl. III.D.) bez. Die
Laube ist eine etw. höhere Erziehg. an Gittern, Gerüsten u. dgl. mit senkrechten u. waagerechten Rankhilfen u. wird v. den GWP
Bogen,
Braide,
Hauslaube, -läube,
Hecke,
Laube, Läube,
Laubengang,
Reblaube u.
Weinläube genannt. Eine spez. Form im Weinberg ist die
PERGEL in
SÜDTIROL.-
IV. Reberziehung u. Rebschnitt: Die Reberziehungsarten werden mit unterschiedl. Schnittarten (
REBSCHNITT) kombiniert. In Seußlitz (
SACHSEN) gab es früher zunächst den
Stockberg mit niedrigen Einzelreben ohne Drahtrahmen, die im Winter zugedeckt wurden. Dann kam die sog.
Rheinische Erziehung auf, bei der 30cm hohe Stämme ausgebildet wurden. In der
SCHWEIZ wurden bei der Pfahlerziehg. (
Stickelbau) vor allem die Erziehungsarten
Rundbogen,
Zapf, Zapfen, Zäpf u.
Gobelet praktiziert, im Drahtrahmen (
Drahtbau) inbes.
Kordon,
Streckbogen,
Doppelbogen u.
Zweietage, bei den Weitraumkulturen
Lenz-Moser-Kultur u.
Sylvoz. In Varna-Novacella/Vahrn-Neustift (
SÜDTIROL) war früher die Niedere
Erziehung übl., bei der kein Stamm ausgebildet wurde, sondern direkt über dem Boden ein Zapfen (
Daumen, Daume) angeschnitten wurde. In Beckstein (
BADEN) wurde nicht die Stammerziehg. praktiziert, bei der die höher aus dem Boden ragenden Stämme erfrieren können, sondern die
Schenkelerziehung.-
V. Wandel der Erziehungsarten (in Auswahl):
A. FRANKEN: In Mainberg wurde zunächst die
Kopferziehung, dann die
Schenkelerziehung u. schließl. in den 1980er J. bei der
NEUANLAGE des Weinbergs die
Stämmchenerziehung praktiziert.-
B. RHEINHESSEN: In Armsheim wurden die letzten Pfahlwingerte um das J. 1950 entfernt.-
C. WÜRTTEMBERG: In Fellbach praktizierte man in der
Pfahlanlage, Pfähl- die
Dreischenkelerziehung, in den 1980er J. die
Stammerziehung mit Drahtrahmen. Bei der Dreischenkelerziehg. mit 3 Pfählen wurde im
Querbau gearbeitet, d.h. nicht die Zeilen entlang wie beim
Längsbau im
DRAHTRAHMEN, sondern immer hin u. her.-
D. BERN: In Heidehus kam um 1960 die
Streckbogen-Erziehg., die beim Riesling x Silvaner u. Blauburgunder (
REBSORTE) übl. war, außer Gebr.-
E. NIEDERÖSTERREICH: In Niederösterreich praktizierte man in den 1980er J. überwiegend die
Hochkultur, die durch
Lenz Moser eingeführt worden war; früher war dagegen die
Stockkultur übl. In Rohrendorf wurde die Rebe im 1. J. an einen Pfahl (
Steck, Stecken) gebunden; erst ab dem 2. od. 3. J. wurde sie, etw. höher geworden, am Draht erzogen. In Leobersdorf waren i.J. 1983
Niederkultur u.
Hochkultur die gebräuchlichsten Erziehungsarten, früher dagegen ausschließl. die Stockkultur. Auch in Ameis wurde zunächst die Stockkultur mit Gräften (
Gräft, Gräfte) u.
Balken II (Erdaufwurf) praktiziert; ähnl. in Fels a. Wagram mit Gräften. Dann kamen Zeilen mit ca. 1,20m Abstand auf, sodass man mit dem Pferd hindurchkam; dann setzte sich die Hochkultur durch. Zeitl. zw. der Stockkultur u. der Hochkultur waren in Mailberg noch folg. Erziehungsarten gebräuchl.:
Rahmenkultur,
Drahtrahmenkultur u.
Halbhohe Kultur. In Zistersdorf wurde die
Hochkultur nach 1945 eingeführt.-
F. BURGENLAND: In Donnerskirchen stand früher bei der
Stockkultur als 1. Frühjahrsarbeit das Steckenschlagen (
ARBEIT) an. Bei der
Niederkultur, die (um 1920/30) nur bei sehr kl. Weinbergen übl. war, wurden im Herbst die Pfähle mit der Hand aus dem Boden gezogen. Die
Hochkultur wurde ca. 1950 eingeführt u. herrschte in den 1980er J. fast ausschließl. vor. Sie bestand aus 3 Zeilen mit Draht, der früher am Ende mit beschwerten Steinen, in neuerer Zeit mit Eisen verankert wurde. Jeder 6. Pfahl war ein dickerer Pfahl (
Beigestell), an dem der Draht befestigt wurde. Die GWP aus Mörbisch a. See skizziert den Wandel der Reberziehungsarten wie folgt: nach dem
Bogen kam der
Stupfer auf, der an einen 2. kürzeren Pfahl gebunden u. dessen Spitze in den Boden gesteckt wurde (aber nicht mehr aus der Erde nach oben geführt wurde), schließl. entw. sich der
Fürhinbinder, der nur noch am
Bogenstecken angebunden wurde. Dieser Fürhinbinder findet sich auch im Drahtrahmen, der die Zweipfahlerziehg. verdrängte u. dessen Höhe v. urspr. 50cm auf 1m u. höher anstieg. Bei der Verwendg. v. 3 Pfählen für einen Rebstock hieß der kürzere Pfahl, an den der Rebbogen gebunden wurde,
Trümmel. In Donnerskirchen war i.J. 1982 die
Niederkultur fast nur noch in ganz kl. Weinbergen anzutreffen. In Rechnitz war zu dieser Zeit nur noch ca. 1% an Stockkultur zu finden, bei der früher der Korbschnitt übl. war. In den 1980er J. überwog hier die
Mittelkultur mit einem Reihenabstand v. bis zu 2m neben der
Hochkultur mit einem Reihenabstand v. über 2m u. einer Stammhöhe (Stockhöhe) v. 1,10m; ähnl. auch in Neckenmarkt, wo früher die Stockkultur mit
Knieling u. Strecker (Bögen) gebräuchl. war.-
G. STEIERMARK: In Kleinradl schlug man früher 3-4 Pfähle pro Rebstock ein, hieran wurden Träger (
Trager, Träger) u.
Hinterbinder befestigt. In Klöchberg lösten sich
Steckenkultur,
Drahtkultur u.
Hochkultur ab.-
H. SÜDTIROL: In Novacella/Neustift verdrängte die Drahtrahmenerziehg., hier
Spalier genannt, die Einzelpfahlerziehg. (
Steckeleinrebe).-
I. TSCHECHIEN: Auch in Jaroslavice/Joslowitz kam die Hochkultur erst nach dem 2. Weltkrieg auf, wurde aber v. den GWP nicht mehr praktiziert, da diese bereits umgesiedelt worden waren. In Sulp/Zulb waren den GWP ebenfalls keine Drahtrahmen bekannt. Hier war ausschließl. die
Stockkultur übl.-
J. ASERBAIDSCHAN: Früher war in Grünfeld ein Drahtrahmen übl., der nur einen Draht besaß u. in dem jede Rebe ihren Stützpfahl (
Pfahl) hatte; der verankerte Endpfahl hieß Pfosten (
Pfosten, Post, Posten II (Pfahl)). Er wurde später v. einem Drahtrahmen mit mehr Drähten, dem
Spalier, abgelöst.- Kart.: chambrée (Scharff 1995, 38, Abb. 17); Kammertbauareale (ib. 41f., Abb. 19f.).- s.a. Anstutz (Antonietti 1988, 40. 42, Abb.; Egli 1982, 13; ib. 423, Abb. 7; ib. 427, Abb. 19a; Grichting 1997, 23); Baumrebe (Egli 1982, 16); Bockerziehung (Ambrosi M. 1925, 101, Abb. 61; Wenisch 1912, 67; ib. 68, Fig. 22f.; WKW 48/224); Bodenspalierzucht (Dochnahl 1873, 99f.); Doppelbogenerziehung (Redl u.a. 1996, 301); Doppelrahmen-Erziehung (Bronner 1834, Fig. 12a-b); Girlanden-Weinpflanzung (Scharff 1995, 19, Abb. 5); Gobelet-Erziehung (Desbaillet 1977, 136); Hochbäumer (Egli 1982, 424, Abb. 11); Hoffart (ib. 14f., Skiz. 2; ib. Kart. 6 u. 22; Grichting 1997, 22); Kammertanlage, a. 1547, 1553, 1864 u. 1876 (Scharff 1995, 30f., Abb. 10f.; ib. 44f., Abb. 22f.); Kettenrebenzucht (Dochnahl 1873, 98); Knappeln Pl. (Kleindienst 1983c, 2); Kopf-Stämmchenerziehung (Löwe-Kumpf 1979, 241, Abb.); Körbelbau (Jakobi L. 1866, 577); kriechende Rebe (Scharff 1995, 20, Abb. 6); Laubenanlage (ib. 132, Abb. 52); Laubenerziehung (ib. 14, Abb. 2; ib. 37, Abb. 16; Wenisch 1912, 70); Längsdraht (Scharff 1995, 57, Abb. 29); Pergelwerk (ib. 35, Abb. 14); Rahmenbau (ib. 27, Abb. 9); Reberziehung, a. 1502 (ib. 15, Abb. 3); Silanji (Egli 1982, 13, Skiz. 1); Trillage (Heintl 1821, 313); Winkelerziehung (Wenisch 1912, 70); Winkelschnitt (Dahlen 1878, 85; ib. 158, Fig. 102; Goethe H. 1873, 96, Fig. 22); Winkelschnitterziehung (Mohr F. 1864, 45ff., Fig. 9ff.); Wandrebe (Heintl 1821, 316); Zwergbau (Jakobi L. 1866, 577).- Lit. (überwiegend mit Abb.): AIS 1304ff.; Ambrosi M. 1925, 89ff.; Arthold 1929, 170ff.; Babo/Mach 1924, 1/2, Kap. I; Barthel 1990, 153f.; Bauer K. 2002, Kap. 4.1; Bronner 1833ff.; Chancrin/Long 1955; Dahlen 1878, 142ff.; Dern 1914, 34ff.; Dochnahl 1873, 94ff.; Dornfeld 1859, 65ff.; Eggenberger u.a. 1983; Flüeler 1980, 60ff.; Gilles 1999, 41ff.; Goethe H. 1873; Goethe R. 1894. 1900; Graeger 1873, 13ff.; Guyot 1876/1982; Kecht 1868; Kiefer 1978; Klingner [1935], 57; Kohler 1869; Metzger J. 1827, 125ff.; Moser L. 1966. 1972; Müller E. u.a. 2000; Müller J. 1862; Müller K. 1930; Redl u.a., Kap. E.9; Regner 1876; Scharff 1995; Scheu 1950, Kap. H; Schmitthenner 1910, 45ff.; Schumann 1970ff.; Schütte o.J.(a); Sölva 1987b; Steurer 1980, 299f.; Ulrich 2006; Vogt/Schruft 2000, Kap. 8.2; v.d. Heide/Schmitthenner 1922, 20ff.; Wagner E.E. 1982, 99ff.; Wenisch 1912, 65ff.; WKW 48; Zweifler 1924, 71ff.- M.B