PERGEL:
I. Allgemeines.
II. Pergelgerüst u. Einzelteile.
III. Pergeltyp: A. Einfache Pergel.- B. Geschlossene Doppelpergel.- C. Offene Doppelpergel.- D. Bogen.- E. Eisacktaler Ackerpergel.
IV. Pergelabschluss (Lasier).
V. Arbeiten in der Pergel.
I. Allgemeines: Bei der Pergel handelt es sich um eine hohe, laubenartige REBERZIEHUNG mit weitgehend frei nach unten hängenden Trauben, die im dt. Sprachgebiet fast ausschließl. in SÜDTIROL praktiziert wird. Sie wird immer im Querbau zum Hang betrieben.- II. Pergelgeüst u. Einzelteile: Das dachförmige Stützgerüst bestand früher aus senkrechten Pfählen aus Holz (Holzsäule, Steck, Stecken), später auch aus Beton (Betonsäule, Betonstecken), mit in der Höhe waagerecht angebundenen Längslatten (Brust, Kantinell, Kuntanell, Guntanell, Stange) u. darauf quer zur Zeilenrichtg. liegenden Balken (Marzan, Schalter). Auf diesen wurden ebenfalls in Zeilenrichtg. dünne Latten (Haken II (Latte), Stellaun) angebracht. Die Vorder- u. Rückseite dieses Pergelblatts bildeten in Hanglage ein Gefälle. Zusätzl. konnte eine weitere Latte (Fußlatte), spez. zum Befestigten junger Reben, waagerecht an die senkrechten Pfähle angebunden werden. Die ges. Anlage wird reg. versch. benannt (Ang. nach LadParth. 1972, 23): Pergel (im Etschtal bis Nals/Gargazon, im Eisacktal), Pergola, Punt II (Raum) (im Gebiet v. Lana/Burgstall, v. Marling bis einschließl. Forst, stellenweise im Vinschgau), Pataun (um Meran, im übr. Vinschgau). Der Terminus Punt ist in den Sprachaufnahmen der 1980er J. nur noch als Bez. für einen 'Teil der Pergel', für die 'Rebgasse' u. dgl. (WEINBERGSTEIL) zu finden. In Naturno/Naturns z.B. bez. der Punt den Raum zw. 2 Zeilen in der Pergel; dieser war 2,50-3m (meist 2,50m) breit u. konnte 10m, aber auch 100m lang sein. Ebenso gelten für die Einzelteile örtl. versch. Bez., z.B. Kantinell, Kuntanell, Guntanell (Firstkuntanell, Fußkuntanell), Haken II (Latte), Saule, Säule im Pergelgebiet, Fußlatte, Marzan, Stecken (Steck, Stecken) im Pataun- bzw. Puntgebiet. Diese scharfe geogr. Begrenzg. der Terminologie geht evtl. auf ehem. polit. Grenzen od. Bistumsgrenzen zurück. Früher bestand die Pergel (Holzbau, Stangenpergel) ganz aus Holz. Die äußeren senkrechten Stützpfähle heißen Ort, Ortsäule, Orts-, Ortschalter, Orts-, Ortspfosten od. Ortstütze. In Novacella/Neustift gab es keine Querzeilen u. auch keine Pfähle zw. den Ortsäulen; der Abstand v. Säule zu Säule betrug ca. 6-7m u. hieß Feld. Später wurden ähnl. wie im KAMMERT-Bau einz. Holzteile der Pergel durch Drähte ersetzt (Draht, Drahtbau, Drahtgeflecht, Drahtpataun, Pergeldraht, Tragdraht). In Bronzolo/Branzoll z.B. gab es keine Latten mehr, sondern 7 Drähte. Zusätzl. Elemente (Abspreizer, Spannschalter, Stütze I (Pfosten)) wurden notwendig, um den Zug der Drähte abzufangen. Die Pergel bzw. der freie Raum zw. den Zeilen konnte für Zwischenkulturen wie Getreide (Gerste, Korn, Türken, Weiz, Weizen) u. Gemüse (Erdapfel, Paradeis, Runkel) genutzt werden (Ackerlein, Ackerpergel, Ackertafel, Pfin). Weitere Fachw., die den Pergelbau betreffen, sind Arm, Band (Band I (Material), Bande), Ende, Eschenstöckelein, Geschnittene, Gesperr, Grenzpergel, Hinterstoß, Kämmerlein, Pfosten, Post, Posten II (Pfahl), Schnalle, Schnecke, Schnecken, Spanner, Trager, Träger, Traggestell, Trudel, Wegpataun.- III. Pergeltyp: Folg. Pergel-Typen werden unterschieden: A. Einfache Pergel: Je nach Region wird die Pergel Pataun, Pergel od. Pergola, im Ggs. zur Doppelpergel auch Einfache Pergel genannt.- B. Geschlossene Doppelpergel: Die Geschlossene Doppelpergel, auch als Bozener-Pergel bez., ist ein auf langen Firstsäulen u. niederen Pfosten ruhendes Gerüst mit Satteldach u. heißt Doppelbogen od. Gewölbe. Vermutl. gehören auch die Termini Doppelpataun u. Doppelpergel hierher.- C. Offene Doppelpergel: Bei der Offenen Doppelpergel (Doppelflüge, Flüge) handelt es sich dagegen um ein Gerüst mit i.d.Mi. stehenden niederen Pfosten u. sich nach außen öffnenden erhöhten Firstseiten.- D. Bogen: Der sog. Bogen (Gesprengsgewölbe) ist ein Gewölbe, das auf Jochstangen ruht, die quer zum Laubengang v. Pfosten zu Pfosten angebracht sind.- E. Eisacktaler Ackerpergel: Die Eisacktaler Ackerpergel ist ein Gerüst aus starken Pfosten, in die oben nach re. u. li. weisende Arme eingelassen sind.- IV. Pergelabschluss (Lasier): Als Abschluss der Pergel wurde die Lasier verwendet, ein aus senkrechten Pfosten mit übereinander angebrachten Längslatten bestehendes Rahmengerüst.- V. Arbeiten in der Pergel: Im Pergelbau fallen folg. Arbeiten (ARBEIT) an: abnageln, anbinden, anhängen, aufbinden, aufstellen, ausschaufeln, banden, daraufschlagen, einhinbohren, einschlagen, eintreiben, hacken, hinaufbinden, schneiden, spalten, spälten, spannen, überstechen, überwenden, umebinden u. zuhacken.- Abb.: Hoeniger 1964, 117; LadParth.; Will 1938, 29, Fig. 2.- s.a. Abstoß (LadParth. 1972, 11, Abb. 3H); Blatt = Teil der Pergel (ib. 40, Abb. 27); Bogenblatt (ib. 30, Abb. 19); Bozner-Pergel (ib. 27, Abb. 15); Brücke (Brucke, Brücke); Dörfl (Hoeniger 1964, 86); Drahtpergel (LadParth. 1972, 26, Abb. 14; Mach 1894, 15); First (LadParth. 1972, 24, Abb. 10C); Halbschalter (ib. 28, Abb. 17); Hochbau (ib. 49, Abb. 37); Kopfsäule (ib. 25, Abb. 11A); Kreuzband (ib. 66, Abb. 55); Krotzen (ib. 11, Abb. 3J); Laubendach (ib. 50, Abb. 38); Lucken-Ranggen (ib. 11, Abb. 3C); Marzanband (ib. 66, Abb. 55); Mauersäule (ib. 39, Abb. 26); Pataunbett (ib. 24, Abb. 10B); Pergelblatt (ib. 26, Abb. 12); Pergelgerüst (ib. 26, Abb. 13); Pergelstellen (Hochrain 1977, 156); Pergelwerk (LadParth. 1972, 24, Abb. 10); Schalterband (ib. 66, Abb. 55); Scharband (ib. 67, Abb. 56); Schluss (ib. 64, Abb. 49); Schneider (ib. 11, Abb. 3G); Spelten (Hoeniger 1964, 117, Abb. B1 u. B2; Huyn 1969, 207); Sporlatte (Hoeniger 1964, 117, Abb. F; ib. 125; LadParth. 1923b, 107, Abb. 1f.; LadParth. 1972, 25, Abb. 11F; ib. 39, Abb. 25; ib. 44; WBÖ 2, 1091 s.v. Pergel; Will 1938, 20; ib. 29, Fig. 2f.); Steckenband (LadParth. 1972, 64f., Abb. 49ff.); Streck-Pataun (ib. 11, Abb. 3I); Tschungglband (ib. 66, Abb. 54); Wegpergel (ib. 11, Abb. 3B); Wegpunt (ib. 43, Abb. 30; ib. 44f., Abb. 32f.).- Lit. (überwiegend mit Abb.): AIS 1308; Aneggi 1984, 155; Becker M. 1979, 185; Besse 2002a; Besse 2004; Dahlen 1878, 135f.; Egli 1982, 20; Hoeniger 1964, 115. 117; Kleiber/Pfister 1991, 84; LadParth. 1923b. 1972; Müller K. 1930, 582; Öhmann 1941, 29; Scharff 1995, 35; Scheu 1950, 150ff.; Schneider 1963, 47; Schumann 1998, 163; Sölva 1987b, 62ff.; TirWB 62; Tumler 1924, 12; WBÖ 2, 1091; Will 1938; WKW 48/225.- M.B. |
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