BANDHERSTELLUNG:
I. Allgemeines.
II. Herstellung aus Stroh.
III. Herstellung aus Weiden.
IV. Herstellung aus Mais.
I. Allgemeines: Für das Anbinden der Reben an der Unterstützungsvorrichtg. im Frühj. (GERTEN) u. das Heften der Sommertriebe (LAUBARBEIT) wird BINDEMATERIAL benötigt, das im älteren Weinbau meist in Eigenarbeit aus heimischen Pflanzen, überwiegend Getreide u. Weiden hergestellt wurde. Die hierzu erforderl. Arbeiten fielen in die Herbst- u. Winterzeit.- II. Herstellung aus Stroh: Als Bindestroh wurde früher fast ausnahmslos tw. eigens zu diesem Zweck angepflanztes Roggenstroh benutzt, das ggf. getrocknet (auslegen, dorren, dörren, trocknen, trücknen, welken) u. mit dem Flegel gedroschen wurde (ausdreschen, ausklopfen, ausschlagen, dreschen, Drischeldreschen, Drusch, flegeldreschen, Flegeldrusch, flegeln, Handdrusch, handgedroschen). Zum Säubern u. zum Aussortieren unbrauchbarer Halme wurde das Stroh durch einen Rechen od. Kamm gezogen (auskämmen, ausrecheln, ausrechen, -rechnen, ausschauben, -schäuben, ausstrählen, ausziehen, durchkämmen, durchrecheln, durchschauben, hecheln, kämmen, kampeln, putzen, reffen II (hecheln), riffeln, schauben, strählen, ziehen), ausgeschüttelt od. ausgeklopft (ausbeuteln, ausschmeißen, ausschütteln, ausstauben, bleuen, darausschütteln, herausbuscheln, herausschütteln, klopfen, schauben, schlagen, schütteln) u. auf eine Länge v. ca. 70-80cm eingekürzt (abhacken, abhauen, ablängen, abschneiden, darabhauen, einzwicken, hacken, köpfen, schneiden, stutzen, verschneiden, weghacken, zurechtschneiden). Zur Aufbewahrg. bis zum Frühj. wurde es zu größeren Bündeln zusammengebunden, aus denen dann vor dem Binden im Weinberg kl. Bündel hergestellt wurden (Bankertmachen, binden, bündeln, buscheln, büscheln, herrichten, richten, rüsten, paratmachen, schauben, zusammenbinden, zusammenbündeln), die am Körper getragen u. aus denen die Halme herausgezogen werden konnten. Um das trockene u. spröde (diegen, spröde) Stroh für die Bindearbeiten geschmeidig (biegsam, gelenkig, geschmeidig, glumpfig, lind, marb, murb, mürb, weich, zach, zäh) zu machen, wurde es einige Stunden eingeweicht (abwaschen, -wäschen, anfeuchten, angießen, anschütten, aufweichen, -weiken, auswaschen, -wäschen, brühen, einfeuchten, einlegen, eintunken, einwässern, einweichen, -weiken, gießen, nassmachen, netzen, tunken, tünken, überbrühen, wassern, wässern, weichen, weichnen, weiken), danach getreten, geschlagen od. gewalkt u. gewrungen (brechen, dämmeln, dämmern, daraufherumtreten, darauftreten, drehen, drucken, drücken, stampfen, trampeln, trappeln, träppeln, treten, trippeln, weichschlagen, weichtreten, zusammentreten), wobei auch das überschüssige Wasser herausgepresst wurde.- III. Herstellung aus Weiden: Die hierfür erforderl. Weiden wurden entweder gekauft, z.B. in Guntersblum u. Jugenheim (RHEINHESSEN), wo Händler v. Altrhein kamen u. ihre Ware auf der Straße ausriefen, od. aus selbst angepflanzten Weiden gewonnen. Viele Weinbergsbesitzer hatten - wie z.B. aus Bensheim (HESS. BERGSTRASSE), Teaca/Tekendorf (RUMÄNIEN) u. Xanlar/Helenendorf (ASERBAIDSCHAN) berichtet wird - eigene Wiesenstücke an Bachläufen od. Flüssen, wo Kopfweiden gezogen wurden. In Horrheim (WÜRTTEMBERG) hieß eine solche Weidenpflanzung "Weidensatz". Verschiedentl. pflanzte man Weidenstöcke auch direkt bei den Weingärten, so etwa in Tscherlach (ST. GALLEN) u. Oberschönborn/Verhnìj Koronec (UKRAINE). Zur Herstellg. der Bindweiden (Bändlichmachen, Bandmachen) wurden nach dem Laubfall im Nov. od. Dez. die Weidenruten abgeschnitten (abhauen, abmachen, abschneiden, abzangeln, aufschneiden, ausmachen, ausschneiden, banden, herabschneiden, köpfen, schlagen, schneiden), v. Seitentrieben gesäubert (abschneiden, abstrüpfen, anschneizen, ausputzen, fürben, putzen, reinen, schneizen) u. nach Eigng. sortiert (ausklauben, auslesen, besehen, herauslesen, lesen, sortieren, vergelesen, verlesen). Waren genügend Weiden verfügbar, wurden nur die dünneren Ruten für Bindearbeiten am Rebstock benutzt; die dickeren hat man, weil sie zu unelastisch (sprock) waren, für and. Zwecke, z.B. zum Rebholzbinden u. Korbflechten, aussortiert u. evtl. an Korbmacher verkauft. Dickere Ruten wurden, um sie für das Rebenbinden verwertbar zu machen, der Länge nach in 2-4 Stränge gespalten (aufreißen, aufschleißen, aufschlitzen, aufspalten, aufsplitten, auftun, auseinanderschneiden, auseinanderspalten, Bandmachen, klieben, kneipen, reißen, schlänzen, schleißen, schlitzen, spalten, spälten, spältern, spleißen, trummen II (spalten)). Anschließend glättete man die dabei entstehende scharfkantige Markseite, damit sie nicht in die Reben einschnitt. Hierzu wurde das Mark herausgelöst (ausbeißen, beschneiden, herausbeißen, herausspalten, herausziehen, kneipen, schleißen) bzw. die Markseite abgeflacht, indem die gespaltene Rute zw. einem über den Oberschenkel gebundenen Leder u. einem Schabeisen hindurchgezogen wurde. Über Winter wurden die vorbereiteten, ggf. zu Bündeln gebundenen (bündeln, zusammenbinden, zusammenbündeln, zusammenflechten, zusammenmachen) Weiden im Keller aufbewahrt (einkellern) od. in die Erde eingegraben (eingraben, einlegen, einschlagen), um sie feucht zu halten. Damit die Weiden beim Binden elastisch (biegsam, geschmeidig, lind, weich, zart) waren u. nicht brachen, wurden die Ruten in der Längsachse verdreht (drehen, knütten) bzw. 2-3 Tage gewässert (auflinden, einlegen, einschlagen, einweichen, -weiken, vorweiken, wassern, wässern). Gelegentl. hat man Bindematerial auch aus Weidenrinde hergestellt, die abgeschält (hülschen) wurde.- IV. Herstellung aus Mais: In Gegenden wo Maisanbau übl. war, stellte man Bindematerial aus den Hüllblättern des Maiskolbens her. Diese wurden abgeschält (abschälen, Kukuruzschälen, lieschen), in Streifen gerissen (abreißen, Goschoschlitzen, reißen, schleizen, schlitzen) u. zu Bändern verknüpft (knüpfen, Schällaubbinden, zusammenknüpfen). Auch dieses Bindematerial wurde vor Gebr. durch Wässern geschmeidig gemacht.-Lit.: Höfflin 1983, 74f.; Metzger 1827, 163f.; Müller K. 1930, 88ff.; Seppälä 2001, 88ff.; Weber W. 1949, 95f.; WKW 66/322ff. 70/347ff.- R.P.
"Büschelegerät"
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