WEINGEFÄSS:
I. Allgemeines.
II. Fass u. Fässchen.
III. Ton- u. Steingutgefäß für kl. Weinmengen.
IV. Flasche: A. Glasflasche (ohne Umhüllg.).- B. Korbflasche.
V. Trinkgefäß.
VI. Probiergläschen.
I. Allgemeines: Für den WEIN werden je nach Entwicklungsstadium u. Trinkgelegenheit unterschiedl. Gefäße benötigt. In der Ausbau- u. Lagerungsphase dominierte früher das FASS, das aber mehr u. mehr v. mod. BEHÄLTER abgelöst wurde. Zum Servieren wurden i.d.R. Krug od. Flasche u. zum Genießen meist Gefäße aus Glas unterschiedl. Form verwendet. Weingefäße (z.B. Weinkelch) sind auch beliebte Winzersymbole in den Ortswappen. Aus der Fülle der Typen (s.a. den Art. GEFÄSS) werden im Folg. nur die wichtigsten herausgegriffen.- II. Fass u. Fässchen: Das aus Holz (HOLZART) gefertigte Fass, das auch heute noch aus Qualitätsgründen vor allem zum Ausbau v. Rotwein v. manchen Winzern dem heute übl. mod. BEHÄLTER aus Stahl od. Kunststoff vorgezogen wird, diente früher flächendeckend dem AUSBAU u. der Lagerg. des Weins im KELLER sowie dem TRANSPORT. Mit dem wesentl. kleineren Trinkfässchen aus Holz, das i.Allg. mit einem Tragegriff, evtl. auch mit einem Trinkröhrchen versehen war, wurde der Wein mit in den WEINBERG genommen, um dort den Durst löschen zu können.- III. Ton- u. Steingutgefäß für kl. Weinmengen: Der (Steingut)krug diente meist dazu, kl. Mengen Wein aus dem Keller heraufzuholen (Hafen, Häfen, Krause, Krug, Krüglein, Krüge-, Krügel, Steingutkrüglein, Weinkrüglein, -krügel) bzw. als Ausschankgefäß (Krügelchen) in der Wirtschaft. In Zornheim (RHEINHESSEN) z.B. wurde der Wein mit einem Krug (Tüpfchen), aus dem im fam. Bereich u. bes. beim Dreschen getrunken wurde, aus dem Keller geholt (Tüpfchenswein). In den Weinberg wurde vielfach ein mit einem Korkstopfen verschlossener Krug mit engem Hals mitgenommen, der mancherorts auf dem Hinweg an dem geschulterten Bodenbearbeitungsgerät (Hacke I, Hacken I (Gerät), Karst) transportiert wurde (Krug, Krügchen, Sutterkrug, Sütter-, Sutten-, Weinkrug). In Gönnheim (PFALZ) wurde während der Weinbergsarbeit ein kleines Feuerchen gemacht u. der Krug zum Wärmen hineingestellt, daher hatte er meist eine schöne schwarze Farbe. In Assmannshausen (RHEINGAU) grub man ihn im Weinberg ein. Während im Sommer in Westhofen (RHEINHESSEN) tagsüber jeder seine eigene Flasche dabei hatte, wurde im Herbst, d.h. während der LESE, der Krug, ein mit einem Stoppen (Stopfer, Stopper, Stöpfer) verschlossenes Gefäß mit engem Hals, mitgenommen. Mit Vorliebe wurde der Plutzer, Plützer, ein irdenes, meist aus Ton hergestelltes Gefäß, im Weinberg benutzt, da der Wein in ihm schön kühl blieb. Der Horber fasste in Malans (GRAUBÜNDEN) 4l, 5l od. 6l. In Sângeorzu Nou/St. Georgen (RUMÄNIEN) nahm man keinen Wein, sondern nur Trinkwasser mit zur Weinbergsarbeit.- IV. Flasche: Der fertige Wein wird häufig in Flaschen aus Glas (Flasche, Fläsche, Weinflasche, -fläsche) abgefüllt (FLASCHENFÜLLUNG) u. in dieser Form verkauft. Außer der Weinflasche v. 1l Inh. waren auch weitere Größen in Gebr.: A. Glasflasche (ohne Umhüllg.): 2dl Inh.: Stiftlein für Wein bes. Qualität, z.B. für die Spatlese, Spät-; 6-7dl Inh.: Butelle (7dl), Schlegel (6-7dl); 1l Inh.: Fläschlein, Fläsche-, Liter, Literbatille, Literflasche, -fläsche, Literfläschlein, Literglas, Literware, Quart bzw. Quartflasche (ca. 1l); 1,5l Inh.: Gießhübler, Gießhüblerflasche, Maßflasche, -fläsche, Maßglas; 2l Inh.: Doppler, Rutscherflasche, Zweiliterflasche, Zweiliterware; 5l Inh.: Flasche, Fläsche, Fünfliterflasche; ohne Literangabe: Kirchweihflasche, Mundschenkenflasche bzw. Quartflasche zum Ausschank bei Hochzeiten, Viertel bzw. Viertelflasche (1/4l?). In Mörbisch a. See (BURGENLAND) waren 7/10l u. 2l die am meisten verwendeten Flaschengrößen. In Mahrensdorf (STEIERMARK) waren Viertel, "halbm Liter" u. Flasche (5l) bzw. Fünfliterflasche übl.- B. Korbflasche: Bei den Korbflaschen handelt es sich um Glasgefäße, seltener um Steingutflaschen, die mit Weide, Wurzeln od. dgl. umflochten (beflechten, einflechten, einstricken, einzäunen, flechten, umflechten) sind. Die kleineren dienten meist dazu, Wein in den WEINBERG mitzunehmen, die größeren wurden zur Lagerg. v. geringen Mengen Weins od. v. Süßmost, beim Weinverkauf, am häufigsten aber zur Aufbewahrg. v. Schnaps verwendet (Ballon, Ballonflasche, Bonbonne, eingeflochtene Flasche (Flasche, Fläsche), Gallone, Gallonflasche, Glasballon, Glaskanne, Gutter, Gutterer, Gutteren, Gutterlein, Gütter-, Klock, Kolben, (eingeflochtener) Krug, Korbbuddel, Korbfläschchen, Korbflasche, -fläsche, Körb-, Korbfläschlein, -fläsche-, Kunkel, Literflasche, -fläsche, Mostgutter, Oma, Pasterflasche, Plutzer, Plützer, Plutzger, Pundel, Rebhühnlein, Rugel, Schnapsbutelle, Schnapskolben, Süßmostflasche, Viertel (3l), Viertelflasche (3l), Weinflasche, -fläsche, Weingutter, Weingütterlein, Weinkolben, Weinkrug, Zweiliterflasche). Die Bez., die sich ausschließl. auf Schnaps beziehen, bleiben hier unberücksichtigt.- V. Trinkgefäß: Als Trinkgefäße für Wein sind hauptsächl. Gefäße aus Glas in Gebr., aber auch and. Materialien, wie z.B. Steingut od. Zinn, werden ebenfalls verwendet (Glas, Glasgeschirr, Henkelgläslein, Holzkrug, Kelchglas, Kelchgläslein, lutherisch(es) Glas bzw. Lutherische (aus dickem Glas), Stängelglas, Stingel-, Stängelgläslein, Staucher, Stäucherlein, Trinkglas, Trinkgläslein, Viertelstutzen (0,25l), Weinbecher, Weingläschen, -glasken, Weingläslein, Weinhumpen, Zumpelein (1dl)). Die kelchartigen mit Stiel wurden eher an Festtagen in Gebr. genommen, denn Weingenuss wird auch mit der Verwendg. des richtigen Glases in Verbindg. gebracht. Außerdem werden v. Weinkenner für Weißwein (Weißweinglas, Weißweingläslein) and. Gläsertypen verwendet als für Rotwein (Rotweinglas, Rotweingläslein). In Andriano/Andrian (SÜDTIROL) tranken alle aus demselben Gefäß (Krug, Literkrug). Gläser, die zum Trinken v. Wein in Wirtschaften benutzt werden, unterscheiden sich tw. v. den im fam. Bereich benutzten Weingläsern. Die GWP aus Jugenheim (RHEINHESSEN) unterscheidet das Binger Schoppenglas, ein sich nach unten verjüngendes Trinkgefäß mit "Augen", v. Mainzer Schoppenglas, das gerade ist u. daher auch Stange genannt wird. Ein kleines od. großes Schöppchen (1/4l) Wein wurde in St. Aldegund (MOSEL) in der Wirtschaft aus dem Pokal od. Krügelchen getrunken, in Schriesheim (BADEN) in der Gastwirtschaft gelegentl. auch aus der Kaffeetasse.- VI. Probiergläschen: Zum Probieren v. Wein wird i.Allg. ein spez. Probiergläschen verwendet, vielfach wurden aber auch einfache Trink- od. Weingläser benutzt, s. den Art. WEINPROBE.- Abb.: Schellenberg H. 1905, 130; Schweinhardt 2003, 150f.; Vajkai 1950, Abb. vor S. 144, planche VII; ib. vor S. 153, planche X, Fig. 1.- s.a. Angsterflasche (Plöckinger 1940, 13); Ausschankglas (Klingner [1935], Taf. XVII); Bimmesche (MosWeinmus. o.J., [5], Abb.); Budell-Flasche (Witte H. 1987, 1); Champagnerflasche (Stefl 1914, 66, Fig. 27c); Chardonnayglas (Steidl 2001, 143, Abb. 78); Rheinweinflasche (Stefl 1914, 66, Fig. 27a); Schoppenbutelle (1/5l) (ShessWB 5, 717); Tokayerflasche (Stefl 1914, 66, Fig. 27e); Trinkgefäß (Müller K. 1930, 840); Trinkhorn (ib. 841), mhd. trinchorn (Lexer 2, 1514); mhd. wnkopf m. 'Weinglas' (ib. 3, 908); Weinkühler m. (DWB 28, 954); Weinlegte f. 'Weinbottich zum Transport der Trauben', a. 1646 (ib. 959); Weinnapf m., a. 1495 (ib. 970); Weinpokal m. (ib. 973).- Lit. (überwiegend mit Abb.): Arthold [1931], 284; Christen 1977; Christoffel 1957; Gilles 1999, 122ff.; JohnsonsWeingesch. 1990, 191ff.; Junker-Eger u.a. 2007, 22; Plöckinger 1940, 13; Ruthe 1926; Scheuermeier 1934; Stefl 1914, 66ff.; Steurer 1980, 325ff.; Troost 1953, 338ff.; Zweifler 1924, 274ff.- M.B.
"Trinkfässel"
"Trinkfässel"

Weinglas
Weinglas

"Moßfloschn"
"Moßfloschn"


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