TRAUBENTRETEN: Das Zertreten der Trauben (Maischetreten, Weinbeertreten) zur Herstellg. des Mosts (MOST) ist schon lange außer Gebr. gekommen, wird aber heute bei Winzerfesten in den gr. Tretbecken der ausgegrabenen röm. Kelteranlagen (PRESSE) wiederbelebt, z.B. in Piesport an der MOSEL od. in Ungstein bei Bad Dürkheim (PFALZ). Aber einige der GWP konnten sich in den 1980er J. noch gut an diese Art der MOSTBEREITUNG erinnern u. hatten sie auch tw. noch selbst praktiziert. Bevor die TRAUBENMÜHLE aufkam, wurden die Trauben vor dem Auspressen mit dem TRAUBENSTAMPFER zerquetscht od. in noch früherer Zeit mit den Füßen ausgetreten (abtreten, austreten, durchtreten, einstampfen, eintrotten, stampfen, tappen, trampeln, trappeln, träppeln, trippeln, trotten, verstampfen, vertreten, zusammenstampfen, zusammentreten). Dies geschah meist schon im WEINBERG durch die Traubenträppler, Treter, Traubentreter, mancherorts aber auch erst auf der PRESSE, so z.B. in Mahrensdorf (STEIERMARK). In Grevenmacher (LUXEMBURG) gab es eine spez. Stelle, die sog. Tretmulde die dem Traubentreten vorbehalten war. Bis zu den 1930er J. wurde in Mrk-Vllaj/Merk-Wahlei (UNGARN) zum Traubentreten der Tretsack verwendet. Die 1,50-2m langen, mit Trauben gefüllten Säcke wurden die ganze Nacht über in einem Behälter ausgetreten. Auch in Malcoci/Malkotsch kamen saubere Säcke (Sack) zum Einsatz. Die Linn, ein auf dem Boden stehender viereckiger, gr. Kasten, war gleichfalls nur diesem Arbeitsgang vorbehalten. Als nach dem 1. Weltkrieg die TRAUBENMÜHLE aufkam, wurde sie quer auf diesen Kasten gestellt. Dieser besaß eine Rille, die vorn zu dem sog. Schnauper spitz zusammenlief. Durch diesen rann der Most in eine Wanne mit Sieb. Ansonsten wurden beim Traubentreten entweder die in der KELLERWIRTSCHAFT übl. Gefäße (Mostschäfflein, -schaffel, Stande, Stander, Ständer, Ständlein, Stände-, Ständel) benutzt od. spez. Tretgefäße, die meist einen doppelten Boden besaßen. Der oberste wies Löcher auf, durch die der Most in den unteren Teil des Gefäßes rinnen konnte (Tretbütte, Tretkübel, Tretschaffel, Tretständelein, Tretzuber, Tretzüberlein). Ein viereckiger i.d.Mi. befindl. Zapfen im Boden der Tretbütte wurde am Ende des Tretvorgangs in Neu-Beschenowa (RUMÄNIEN) mit einer Schnur in die Höhe gezogen, damit die festen Traubenbestandteile mit den Füßen nach unten gescharrt werden konnten. In Velikokomarìvka/Kassel (UKRAINE) wurden die Trauben auf dem Traubensieb im sog. Weintreter ausgetreten. Anschließend zog man mit einem kl. Stecken ein Türlein, Türe- auf, um die Stielgerüste der Trauben gleichfalls mit den Füßen in die darunter befindl. Stande zu befördern. In Walheim (WÜRTTEMBERG) wurde nach dem Austreten der Schlag am Tretzüberlein geöffnet. Die Rinne, ein ca. 50-60cm hohes rundes Tretgefäß aus Tannenholz mit einem Durchmesser v. ca. 60-70cm, das in Winzerhausen benutzt wurde u. ca. ein Rückentraggefäß (Butte) voll Trauben fasste, besaß ein mit einem Kettlein befestigtes Türlein, Türe-, das am Ende des Tretvorgangs zum Entfernen der Trester geöffnet wurde. In Donnerskirchen (BURGENLAND) wurden die Trauben in die Stützlein, Stützel, früher Tretschaffel genannt, eingetreten, die auf dem LESEWAGEN standen. Das beim Traubentreten in Ingelfingen (WÜRTTEMBERG) benutzte Geltlein war halb so groß wie die Transportgelte, in der das Lesegut auf dem Wagen transportiert wurde, u. passte genau in den Geltenstand hinein, eine runde, gemauerte Stelle im Weinberg. Die Maische für den Schillerwein wurde in Btaszk/Badesek (UNGARN) in der Boding ausgetreten. Meist wurden die Trauben mit den nackten Füßen (bloßfüßig) zertreten, vereinz. wurden hierbei aber auch spez. Stiefel od. Holzschuhe getragen.- Lit. (tw. mit Abb.): AIS 1318; Bär 1963, 94; Jansen/Pohle 2000, 60; Marescalchi/Dalmasso 1979, 307, Fig. 324 u. passim; Schumann 2006, 47. 54; Vajkai 1950, planche VI, Fig. 2, nach S. 144.- M.B. |
Traubentreten, Abguss eines Reliefs im Straßburger Münster Traubentreten |