ABDICHTUNG:
I. Allgemeines.
II. Fass- u. Gefäßabdichtung: A. Abdichten durch Wässern.- B. Abdichten mit Dichtungsmitteln.- C. Abdichten durch Anziehen der Reifen.
III. Kelterabdichtung: A. Abdichten durch Wässern.- B. Abdichten durch mechanische Maßnahmen u. mit Dichtungsmitteln.
I. Allgemeines: Eine funktionsgerechte Verwendg. der für die Aufnahme u. Herstellg. v. MAISCHE, MOST u. WEIN vorgesehenen Gefäße (FASS, GEFÄSS) u. der Kelter (PRESSE) setzt selbstverständl. voraus, dass diese dicht (behäb, dicht, fülldicht, gehab, gehäb, keck) waren u. kein Traubensaft od. Wein ausrinnen (rinnen, schweißen, seibern, seifern, verrinnen) konnte. Früher waren die meisten der bei der LESE u. in der KELLERWIRTSCHAFT benutzten Gefäße aus Holzdauben gefertigt, die durch Reifen zusammengehalten wurden; auch die älteren Keltern waren aus Holz. Wurden hölzerne Fässer, Bottiche, Eimer u. dgl. längere Zeit nicht benutzt, konnten sie durch Austrockng. des Holzes undicht werden; dies galt auch für das Pressbett der hölzernen Keltern. Den Zustand des Undichtseins bzw. den Vorgang des Undichtwerdens durch Austrockng. nannte man auslättern, auslechern, auslechznen, austrocknen, -trücknen, austrücken, branddürr, derlecheln, derlechen, derlechern, derlechznen, dürr, eintreugen, -treugnen, eintrockeln, -trückeln, erlechen, -lechnen, erlechern, lech, leck, lechen, lecher, lecherig, schol, scholch, schreff, ungehäb, verdorren, -dörren, verdrögen, verlecheln, verlechen, -lechnen, verlechern, verlechzen, -lechznen, verrinnen, verspaken, vertlechen, vertruckeln, -trückeln, verwähren, wahn, wahnen, wahnenen, winddürr, winddürrlet, zerlechen, -lechnen, zerlechzen, -lechznen, zuhaufdrögen, zusammenfallen, zusammentrückeln, zusammentrücken. Methoden u. Mittel der Abdichtg. v. Gefäßen u. Keltern waren das Wässern, die Anwendg. v. Dichtungsmitteln u. mechanische Maßnahmen. Der dichtende Effekt des Wässerns v. Holzgefäßen u. -keltern beruht darauf, dass die in die Poren eindringende Feuchtigkeit das Holz aufschwellen lässt u. vorhandene Fugen abdichtet (anziehen, aufgehen, aufquellen, eindechteln, quellen, schwellen I (anschwellen), verquellen, verschwellen I (dicht werden), zuquellen, zuschwellen).- II. Fass- u. Gefäßabdichtung: A. Abdichten durch Wässern: Um leerstehende Holzfässer u. -gefäße vor Undichtigkeit durch Austrockng. zu bewahren, wurden sie zu gegebener Zeit mit kaltem od. warmem Wasser gewässert (andechen, andechtigen, anschwellen II (wässern), anziehen, aufgeschwellen II (wässern), aufquellen, aufschwellen II (wässern), ausbrennen, ausdampfen, -dämpfen, bähen, beizen, beschwellen, brühen, dampfen, dämpfen, dechnen, dechteln, dechten, dechtnen, dechtignen, dichten, eindechteln, eindechten, -dechtnen, eindechtigen, -dechtignen, einfeuchten, einquellen, einschwellen II (wässern), einwassern, -wässern, einweichen, -weiken, geschwallen, geschwellen II (wässern), nassmachen, quellen, schwädemen, schwellen II (wässern), schwenken, süßbrühen, überbrühen, verlechen, -lechnen, verquellen, verschwallen, verschwellen II (wässern), wassern, wässern, weichen, weichnen, weiken). Im Allg. wurden dazu die Gefäße mit Wasser gefüllt, sodass die Feuchtigkeit in die Holzporen einziehen konnte. Soweit es sich um heißes Wasser handelte, sprach man v. Bad, Brühwasser, Fassbad.- B. Abdichten mit Dichtungsmitteln: Geringfügige Undichtigkeiten v. Fässern od. Gefäßen wurden ggf. vom Winzer selbst repariert, indem die leckende Stelle mit einer Dichtungsmasse aus Kalk u. Weinstein od. mit Pech verschlossen wurde (stopfen, verputzen, verschmieren, zuschmieren). In Ligerz (SCHWEIZ) nannte man das Stopfen v. Gefäßfugen mit Rohrkolbenblättern verknospen. Reparaturen, bei denen ein Fass zerlegt werden musste, wurden i.d.R. v. Küfer vorgenommen. Gelegentl. wird von den GWP auch das Abdichten des Fasstürchens (FASS) mit Dichtungsmitteln angesprochen (abdichten, einschmieren, eintalgen).- C. Abdichten durch Anziehen der Reifen: Eine mechanische Maßnahme gegen Undichtigkeit war das Antreiben der Fassreifen (antrecken, antreiben, anziehen, nachschlagen, nachtreiben) gegen die Bauchg. des Fasses, sodass die Dauben wieder dicht zusammengepresst wurden (vgl. FASSBAU).- III. Kelterabdichtung: Rechtzeitig vor der KELTERUNG der Trauben musste dafür gesorgt werden, dass das Pressbett der Kelter dicht (behäb) war, damit beim Pressvorgang kein Traubensaft verlorenging.- A. Abdichten durch Wässern: Damit sich bei hölzernen Keltern die Fugen des Pressbetts schlossen, wurde dieses schon 2-3 Wochen vor der LESE mit kaltem u. heißem Wasser behandelt (abbrennen, andechtigen, anspritzen, aufquellen, beschwellen, dampfen, dämpfen, dechten, dechtnen, eindechten, -dechtnen, eindechtigen, -dechtignen, einquellen, einschwellen II (wässern), einwassern, -wässern, einweichen, -weiken, nassmachen, spritzen, stellen, süßbrühen, verquellen, verschwellen II (wässern), wassern, wässern). Durch das Auflegen nasser Säcke (Sack) wurde erreicht, dass die Feuchtigkeit länger auf das Holz einwirken konnte.- B. Abdichten durch mechanische Maßnahmen u. mit Dichtungsmitteln: Die Fugen zw. den Einzelteilen des Pressbetts wurden durch das Verkeilen des Pressbetts od. durch das Anziehen v. Schrauben geschlossen (beschrauben, verkeilen, zusammentreiben). Bei Bedarf wurde zuvor pflanzl. Material (z.B. Schilf) od. Unschlitt als Dichtungsmaterial zw. die Fugen gegeben (abdichten, ausfüllen, verunschlitten). Undichtigkeiten des Pressbetts konnten auch mit einer Mischg. aus Kalk u. Weinstein od. mit Lehm (Bietletten, Letten) beseitigt werden (verschmieren). Bei Keltern, deren Spindel durch das Pressbett führte, wurde die Spindelführg. mit Unschlitt abgedichtet (zuschmieren).-Lit.: Müller K. 1930, 157; WKW 116/629ff. 117/633ff.- R.P. |