PFAHLHERSTELLUNG: Im älteren Weinbau waren die Unterstützungsvorrichtungen der Rebe (KAMMERT, PERGEL, PFAHL) ausnahmslos aus Holz gefertigt. Die hierfür benötigten Pfähle u. Stangen konnten fertig gekauft werden, wurden aus Kostengründen aber vielfach v. den Winzern selbst hergestellt. Diese Arbeit (Steckenmachen, Stickelmachen) fiel in die Wintermonate. Bei der traditionellen Pfahlherstellg. wurde Holz bevorzugt, das bes. witterungsbeständig war, vor allem Eichen- u. Akazienholz. Die Pfähle wurden aus Gründen der Haltbarkeit u. Stabilität nicht durch Sägen hergestellt, sondern Holzstämme wurden, der Faser des Holzes folgend, gespalten (aufklieben, aufreißen, aufschlagen, aufschlitzen, aufspalten, heraushauen, herausreißen, herausspalten, klieben, reißen, schlagen, schlitzen, spalten, spälten). Beim Spalten wurde an einem Ende des Stamms begonnen. Dort wurden Keile eingeschlagen u. die so erzeugten Risse dann auf die gesamte Länge des Stammes ausgedehnt. Um auch bei unregelmäßig gewachsenen Hölzern einigermaßen gerade Pfähle zu erhalten, war beim Spalten das Überspringen der Faser erforderlich, was viel Erfahrg. erforderte. Wie viele Pfähle aus einem Stamm gewonnen werden konnten, hing von der Dicke des Stammes u. der handwerkl. Fertigkeit ab. Weitere Arbeitsschritte bei der Pfahlherstellg. waren das Entrinden (abrindnen, ausschälen, schälen) u. Glätten (abziehen, glätten, glattmachen, nachhobeln, nachziehen, putzen, schaben, schnitzen, zusammenschneiden), damit man sich bei der Arbeit im Weinberg, z.B. dem Ausziehen od. Einrammen der Stützpfähle, keine Holzsplitter (Schiefer, Speil, Splitter, Spreiß, Spreißel) in die Hand zog. Zum Säubern u. Glätten der Pfähle bediente man sich vielerorts einer Art Werkbank (GERÄT), in die sie eingespannt u. mit einem Ziehmesser bearbeitet werden konnten. Mit diesem Messer od. einem Beil (GERÄT) wurden die Pfähle dann gespitzt (anspitzen, ausspitzen, spitzen, spitzmachen, zuspitzen), um sie in den Weinbergsboden einrammen zu können. In einigen Gegenden wurde beidseitig gespitzt, damit die Stützpfähle im Weinberg jedes Jahr umgedreht werden konnten, um die Pfahlspitzen gegen Fäulnis zu schützen. Manchenorts hat man die Stützpfähle oben mit einer bes. scharfen Spitze versehen, damit sich keine Vögel (SCHÄDLING) darauf setzen konnten. Bei weniger witterungsbeständigen Hölzern hat man die im Boden steckende Pfahlspitze im Feuer gehärtet (abbrennen, anknistern, ankohlen, brennen) od. die Pfähle mit speziellen Mitteln (Goudron, Karbolineum, Vitriol) imprägniert (beizen, einbeizen, imprägnieren, kochen, teeren, tränken, tunken, tünken, vergiften). In den Weinbaugebieten an Mittelrhein u. Main gab es die Pfählreißer, -risser, im Gebiet des pfälzischen Kammertbaus die Balkenrisser, die sich auf die Herstellg. v. Weinbergspfählen spezialisiert hatten.- R.P. |