HAHNENBRAUCH: Auf das früher in vielen Regionen zum Abschluss der BANDHERSTELLUNG, der Bindearbeiten (GERTEN), der LESE, der Unkrautbeseitigg. u. der LAUBARBEIT gepflegte Hahnenbrauchtum, weisen noch eine Reihe, den Winzerinnen u. Winzern bekannte Termini hin. Der BRAUCH, einen Hahn zu fangen, totzuschlagen, für die Festmahlzeit zu schlachten u. dann gemeinsam in einer Festmahlzeit zu verzehren, ist heutzutage fast ganz außer Gebr. gekommen, hat sich aber noch in den Bez. für das Abschlussessen bei der Lese erhalten (Ährenhahn, Bindehahnen, Binderhahne, Gückelchen, Hähnchen, Herbstgöcker, Jäterhahn, Jathahn, Krähhahne, Leserhahn, Leshahn, Lese-). In Schwebsange/Schwebsingen (LUXEMBURG) feierte man den "Hunn" auf folg. Weise: die letzte Traubenbütte wurde mit Girlanden geschmückt, dann fuhr man singend durch das Dorf u. schlachtete einen Hahn, der in einer gemeinsamen Mahlzeit mit Kartoffeln, Gemüse, Wein u. Federweißem verzehrt wurde. Auf dem Tisch stand die Kunkel mit Wein gefüllt zur freien Verfügg. Beim Krähhahne, dem Fest zum Abschluss der Lese im Schloss von Teufen (ZÜRICH), durfte man so viel essen u. trinken, wie man wollte. In Pratteln (BASEL) streckte einer zum Abschluss der Lese beim Gückelschlagen bzw. Gückelspiel den Kopf zw. den Knien eines and. hervor u. stieß, den Kopf hebend u. senkend, den Hahnenschrei aus. Zum Abschluss der Lese, seltener zum Abschluss der Bindearbeit od. der Weidenbündel-Zubereitg., wurde für die Hilfskräfte eine (kl.) Mahlzeit ausgerichtet, die u.a. als Hahn, Hahne, Hahnen u. Hahnenkaffee bez. wird. So war in Cond (MOSEL) dieser Hahnenkaffee im Ggs. zu den Weinbauorten Bremm, Eller u. St. Aldegund nur nach der Lese übl. Sobald der letzte Rebstock abgelesen war, schrie schon einer: "Wo ist er, wo ist er (sc. der Hahn)?" Und ein Leser, der eine gute u. witzige Stimme hatte, rief Kikeriki. Dann wurde ein alter Rebstock geschmückt u. auf den letzten LESEWAGEN gestellt u. mit Trara heimgefahren, wo anschließend der Hahnenkaffee mit frisch gebackenem Kuchen stattfand. Diejenigen, die keinen Kuchen mochten, wurden mit Schnittchen (belegte Brote) bewirtet. Dies wurde auch noch Anf. der 1980er J. praktiziert. Dagegen war in Bech-Kleinmacher (LUXEMBURG) die Hahnenfeier, der unter Gesang stattfindende festl. Einzug mit dem geschmückten Wagen ins Dorf mit anschließendem Fest, bei dem Federweiße, Federn- getrunken wurde, zu dieser Zeit kaum mehr übl. Auf das v. den GWP mitgeteilte Hahnenbrauchtum, das in keinem direkten Bezug zum Weinbau steht, z.B. das Kokeschpflücken u. das Kokeschschießen an Ostern (zu siebs.-sächs. Kokesch m. 'Hahn', vgl. NSSWB 3, 903; SSWB 5, 245ff.) od. der Federhahn bei der Daunenproduktion, kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Das Hahnenbrauchtum ist auch aus der Landwirtschaft als Abschluss der Getreide-, Heu-, seltener der Kartoffelernte reichl. bezeugt (vgl. Wrede 1922, 205), z.B. Saathahn, Schnitthahn, Hopfenhahnen (BayWB 1, 1114 s.v. Han).- Kart.: ADV 92ff.; RheinWB 3, 103f., Kart. III 6.-Lit.: Bohn [u.a.] 1936, 120ff.; Frey/Kehrs 1989; Oswald/Beitl 1974, 317f.; RheinWB 3, 105f.; Schönfeldt 1980, 225; SchweizWB 2, 1308f.; Winkel-Konz 1929.- M.B.

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