Kammert f.(m.): 1.a. Kammertanlage Pfalz 05, Pfalz 08, Pl. Pfalz 13.- b. (Offene) Kammertanlage Bad. 07.- c. Weinberg mit Kammerterziehung Pfalz 05.- 2.a. Drahtrahmenerziehung, bei der Umstellung von Kammert auf Drahtrahmen, Pl. Bad. 09, Bad. 09.- b. Weinberg mit Drahtrahmen, beim Aufkommen dieses Unterstützungssystems Bad. 09.- 3. an der Weinbergsmauer gezogene Rebe Bad. 03.- 4.a. Bez. für das Verbinden der Balken in der Kammertanlage, Pfalz 08.- b. Bez. für das Befestigen der Reben mit Weide in der Kammertanlage, Pfalz 08.- c. Bez. für das Befestigen von Stamm u. Schenkel mit starker Weide in der Kammertanlage, Pfalz 12.- d. Bez. für das Anbringen der Drähte im Drahtrahmen, Pl. Bad. 09.- e. Bez. für das Befestigen der Rebe im Drahtrahmen, Pfalz 12.- f. Bez. für das Umbiegen u. Befestigen der Fruchtrute, Pfalz 12.- g. fertig gebogene u. befestigte Fruchtrute Pfalz 04. Formen: Sg.: Pfalz 04 Pfalz 05 Pfalz 08, Bad. 09.- Pl.: Bad. 03, Pfalz 05 Bad. 07. Genus: f. Pfalz 04, Pfalz 08, m. Pfalz 05. Hist. Bel.: 1570 sie sollen auch den Wingart ufrichtig halten mit Stiffln, Druedern und Kamerten (Mone 1852, 290), 1781 Mancherorts ist in der Bezeichnung K. mache auch der Bau des Spaliergeruestes mit inbegriffen (Breuchel 1781), wann nun die Förche von dem Rebenholz gesäubert sind, so gehet es ans Kammert machen oder Kammerten (Kammerlatten, Ländrichen) (Breuchel 1781, 46). Etym.: fnhd. kamerte f. 'Weinlaube; Rebenspalier', ahd. kamerata f. 'Rebenspalier', entl. aus lat.-rom. (vnea) cmerata/cmerada 'gewölbtes Rebendach', zu lat. camerre.- Das Wort ist auch in Südfrankreich bezeugt. Wegen der dt. Erstbetong. wurde der Vok. der Endsilbe abgeschwächt. Bei dem Bel. aus Schweigen (PFALZ) handelt es sich evtl. um eine Echof., durch die Fragestellg. der Exploration hervorgerufen, denn das ortstyp. Fachw. ist Balkenweingart. Während im rhfrk. Gebiet der PFALZ die unversch. Form K. gilt, herrscht im ofrk. u. schwäb. Gebiet (auch in den Siedlungsdial. im Südkaukasus) die verschobene Form Kammerze vor.- Der Art. ist wie folgt gegliedert: 1. Bel. bzgl. KAMMERT, auch Pars pro Toto für den WEINBERG mit einer solchen Unterstützungsvorrichtg.- 2. übertr. auf den DRAHTRAHMEN.- 3. übertr. auf die REBE, die an einer Weinbergsmauer (WEINBERGSTEIL) erzogen wird.- 4. bzgl. WEINBERGSARBEIT: in dem Syntagma „Kammert machen" (Kammertmachen, Kammerten-) auf die Arb. der Errichtung der Anlagen u. auf das GERTEN übertr. u. schließl. übertr. auf die befestigte Fruchtrute (HOLZ/TRIEB) selbst. Als in Unteröwisheim (BADEN) der Drahtrahmen aufkam, sagte man: „Der hat ihn (sc. Weinberg) auf Kammerte". In Gleiszellen wurde früher mit dem Ausdr. „Kammert machen" die Männerarbeit bez., bei der mit starker Weide die Reben u. die Schenkel (HOLZ/TRIEB) angebunden wurden; in einem weiteren Arbeitsgang befestigten die Frauen dann die Fruchtruten mit dünner Weide, den sog. Biegzinken. Diese Fachw. waren auch noch in den 1980er J. übl. Dagegen ist im Schwäb. u. Ofrk. meist die Bed. 'SPALIERREBE' zu finden (Kammerze).- s.a. Kammer (MareckAtl. 1870, Taf. IXf., Fig. 118f.), ahd. chamara f. 'Rebenspalier' (AhdAsGl. 5, 138 s.v. kamerata), ahd. chamar m. '(Reben)spalier' (ib. 5, 137 s.v. kambar).- Abb.: Bronner 1833, 11, Fig. 6; Kukatzki/Steigner 2002, 21f., Abb.; Lenert 1905, 21; Scharff 1995, 33, Abb. 12; Schattenmann 1864, Abb. 4; kammerten.- Kart.: Scharff 1995, 33, Abb. 12; ib. 206, Abb. 71. Lit.: AhdAsGl. 5, 138; Alanne 1950, 50. 138; Alanne 1957a, 22; Alanne 1963, 19. 25; AlsenzWB 2, 40; BadWB 3, 61; Barth Mé. 1958, 2/3, 9; Bassermann-J. 1975, 57; Battisti 1967, 164; Besse 2001c, 123; Besse 2004a, 37. 41; Besse 2005b, 158; Besse 2009, 36; DEI 700; DWB 11, 98; FEW 2, 137; FnhdGl. 1920, 131; Frings Th. 1932, 59; Häberle 1926, 31; Halfer 1985, 556. 557; Halfer/Seebach 1991, 160. 263; Jud 1917, 14. 20; Kammerer 1999, 123; Kleiber 1980, 16; Kleiber 1990a, 26; Kleiber 1998b, 1086; Kleiber 2004a, 111; Lenert 1905, 33; Lerchner 1971, 211; Müller K. 1930, 403; Müller/Frings 1968, 143; PfälzWB 4, 39. 4, 775; REW 1545; Riehl 1858, 36; Scharff 1980, 43; Scharff 1995, 32. 114. 115. 119; Schülin 1980a, 130; Schumann 2004, 208; SchwäbWB 4, 186. 6, 2257; Sebastian 1910, 29; Steffens 2006b, 178; WKW 48/225. 63/310. 64/316; Zitzen [1953], 11. |
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