UNBELEBTE NATUR: Im Leben eines Winzers spielt die unbelebte Natur, vor allem die Bodenarten u. das Wetter, die Auswirkungen auf die PHÄNOLOGIE der REBE haben, eine bedeutende Rolle, z.B. die Luftemperatur u. -feuchtigkeit, der Wind, die Sonneneinstrahlung u. der Niederschlag (triebig, Triebwetter). Dies kommt auch in einigen Winzerregeln (WINZERREGEL) zum Ausdr. Die Faktoren Klima (Makroklima u. Geländeklima), Geologie, Boden (Basaltboden, Keuper, Lössboden, Sand, Sandboden, Schiefer) u. Topographie (Höhe, Neigung, Exposition) werden heute gerne unter dem mod. Fachw. Terroir zusammengefasst, ein Wort, das die befragten Winzer Anf. der 1980er J. noch nicht verwendeten. Besonders gefürchtet sind der unzeitgemäße Frosteinbruch im Mai (Eisheilige, Maifrost, Spätfrost), Nachtfrostgefahr sowie Unwetter mit Hagel (hagelgeschädigt, Hagelschaden, Hagelschlag, Hagelwetter). Als Gegenmaßnahme wurden früher Hagelkanonen aufgestellt, um in die Hagelwolke zu schießen u. so das Unwetter zu vertreiben, od. Prozessionen an den sog. Hagelfeiertagen durch die Weinberge durchgeführt. Bei dem REBSCHNITT od. beim Schnitt der Weiden zum Befestigen der Reben (BANDHERSTELLUNG), bei der DÜNGUNG od. der PFLANZUNG richteten sich früher einige Winzer nach dem Mondlicht aus, von and. wurde dies aber als Aberglauben abgelehnt. In Gönnheim u. Freimersheim (PFALZ), in Auggen (BADEN), in Katharinenfeld u. Tiflis/Alexanderdorf (GEORGIEN) sollte früher nur bei zunehmendem Mond (aufnehmen, Neulicht, Neumond, zunehmen), nicht bei abnehmendem (Abnehmen, Leere, leerer Schein, Wedel II (Mondphase)) geschnitten werden, denn das Mondlicht (Licht, Mondschein, Schein) bei zunehmendem Mond galt als wachstumsfördernd. Auch im Garten u. Ackerbau hielt man sich an diese Regel, die in Gönnheim noch bis Anf. der 1960er J. galt. Beim Umfüllen des Weins v. einem Fass in das and. wurden ebenfalls die Mondphasen beachtet. In Kleinradl (STEIERMARK) sollte das Umziehen daher "um's Alte", wenn der Mond abgenommen hatte, erfolgen, denn "um's Neue" würde der Wein sauer. Schon im Hausbuch v. Colerus (a. 1645) spielte der Stand des Mondes eine Rolle, u. zwar bzgl. der Beschaffenheit des Weins, vgl. Lühmann 1968, 71f. Auf die Traubenreife wirkt sich der Nebel, bes. der Frühnebel, günstig aus, vgl. auch "Wai(n)panëiwi" (Weinbeernebel) u. "Wai(n)krapla" (Weinkrabbler) (Bauer M. 1954, 175). Jedoch kann zu heiße Sonnenstrahlg. während der Hundstage im Aug. die Weinbeeren schädigen. Nebliges Wetter im Sommer (Heirauch) machte bis zu 8 Spritzungen (SPRITZUNG) notwendig.- s.a. Traubenkocher (Rochaix u.a. 1977, 41).-Lit.: Arthold 1929, 34ff.; Brandsch 1859, 15ff.; Coburger 1995; Flüeler 1980, 122ff.; Franz G. [1927]; Hoppmann 2010; Keller A. 1956, 243; Menke 1987b; Müller K. 1930, 315; Wenisch 1912, 147ff.- M.B. |