Hähnchen n. Dim.: 1. Speise für das Leseabschlussessen, Pl. Rheinh. 13.-  2. Zeichen, das beim Gerten der Rebe aus der Weide geformt wird, um später bei der Lese die Zugehörigkeit der einz. Reben an der Weinbergsgrenze anzuzeigen, Lux. 01.-  3. Hahn am Weinfiltriergerät, MoSaRu. 10. Etym.: mndd. haneken, Dim. zu Hahn, Hahne, Hahnen.- Zu 2.: Die Lautf. mit -i- ist wohl als Dim. v. „Hahn" zu interpretieren u. nicht als Dim. v. Hand, denn im Mosfrk. gilt /-i-/ bzw. /--/ im Dim. dort, wo /-u-/ bzw. /--/ in „Hahn" gilt (s. zu den Lautvar. des Dim. RheinWB 3, 94; LuxWB 2, 162 s.v. Hinnchen), vgl. auch lux. „Krinchen", Dim. v. „Krunn" (Kran, Krane, Kranen) 'kl. Kran, Zapfen' (LuxWB 2, 470 u. ib. 474 s.v. Krunn). Zudem wird v. der GWP aus Grevenmacher (LUXEMBURG) diese Lautf. explizit als „Hähnchen" lemmatisiert u. der früher zum Abschluss der LESE übl. BRAUCH - „den Hunn feiern" - detailliert beschrieben. Somit stellt das Wort wohl ein Relikt des sog. Hahnenbrauchs (HAHNENBRAUCH) dar, der früher bes. im Mosfrk. nicht nur bei der Weinlese, sondern auch bei der Getreide- u. Kartoffelernte eine Rolle spielte, zur Verbreitg. s. RheinWB 3, 103f., Kart. III 6. Parallelen finden sich auch in Siebenbürgen (RUMÄNIEN), wo ebenfalls der Hahnenbrauch übl. war, vgl. z.B. südssächs. Hahn m. 'Ährenbusch aus auswärts gekehrten Ähren, der an der obersten Garbe des letzten Haufens festgebunden wird' (SSWB 4, 23 s.v. Hahn (4)).- Früher gehörten die in der Grenzreihe gepflanzten Reben abwechselnd dem li. u. dem re. Nachbarn; zur Markierg. der Reben für die Lese formte man mit der Weide beim Rebenbiegen ein H., das in den eigenen Weinberg zeigte. Lit.: DWB 10, 165; Eichhoff 1980, 169; LuxWB 2, 162; MnddSchiLü. 2, 187; RheinWB 3, 94; ShessWB 3, 46.

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