WEINSTEIN: Während der GÄRUNG u. Alterg. des Weins setzt sich saures Kaliumsalz der Weinsäure (Kaliumhydrogentartrat) als Weinstein ab, bei Weißwein in farblosen, bei Rotwein in rötl. od. bräunl. gefärbten Kristallen. Die Weinsteinbildg. ist darauf zurückzuführen, dass sich die Löslichkeit der Weinsäure durch die Alkoholbildg. bei der Gärg. sowie bei Abkühlg. des Weins verringert. Der Weinstein fällt aus u. bildet am Boden u. an den Seiten des Weinbehälters eine Kruste. Einzelne Kristalle können sich v. dieser Kruste lösen u. auf dem Behälterboden eine grießartige Ansammlg. bilden, die Floz od. Weingrieß genannt wird. Bei in Flaschen gefüllten Weinen kann sich Weinstein am Korken od. als loser Niederschlag kleiner Weinsteinkristalle (Grieß) in der Flasche bilden, insbes. nach längerer Lagerung in sehr kalten Kellern. Entgegen verbreiteter Meing. unter Konsumenten ist in der Flasche enthaltener Weinstein kein Qualitätsmangel. Weinstein wird in kommerzieller Form verwendet z.B. zur Herstellg. v. Backtriebmittel (Backpulver) od. v. Weinsäure, die dem Säuern v. Lebensmitteln u. alkoholfreien Getränken dient. Gelegentl. wurde im Handel erhältl. Weinsteinpulver dem HAUSTRUNK zugesetzt, um ihn haltbarer zu machen. Die Weinsteingewinng. bildete früher eine kl. Nebeneinnahme des Winzers. Vielfach berichten die GWP, dass der aus den Fässern herausgebrochene Weinstein v. Händlern, Geschäftsleuten od. Apothekern auf- u. weiterverkauft (fuggern) wurde. Auch wurde Weinstein im eigenen Winzerbetrieb zur ABDICHTUNG undichter Fässer, sonstiger Holzgefäße (FASS, GEFÄSS) od. des Pressbetts der Kelter (PRESSE) verwendet. Hierfür wurde zu Pulver zerstoßener Weinstein mit Wasser u. gelöschtem Kalk vermischt, was eine gute Dichtungsmasse ergab.-Lit.: Arthold 1950, 224; BrockhWein 2005, 491; Müller K. 1930, 960f.; Robinson 2003, 837f.; Steidl 2001, 168.- R.P.

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