HOHLMASS:
I. Allgemeines.
II. Lesegut-/Maischemaß.
III. Weinmaß in Abhängigkeit vom Anbaugebiet: A. Deutschland: 1. Ahr.- 2. Mosel.- 3. Mittelrhein.- 4. Rheingau.- 5. Nahe.- 6. Rheinhessen.- 7. Pfalz.- 8. Hess. Bergstraße.- 9. Franken.- 10. Württemberg.- 11. Baden.- B. Luxemburg.- C. Frankreich: 1. Lothringen.- 2. Elsass.- D. Schweiz: 1. Basel.- 2. Aargau.- 3. Bern.- 4. St. Gallen.- 5. Wallis.- E. Österreich: 1. Niederösterreich.- 2. Burgenland.- 3. Steiermark.- F. Südtirol.- G. Polen.- H. Ungarn.- I. Slowenien.- J. Tschechien.- K. Rumänien.- L. Russland.- M. Ukraine.- N. Aserbaidschan.- O. Georgien.
I. Allgemeines: In früherer Zeit spielten Hohlmaße im Weinbau vor allem bei der LESE, bei der MOSTBEREITUNG, bei der KELTERUNG sowie beim Weinhandel u. Weingenuss eine Rolle.- II. Lesegut-/Maischemaß: Die Maße für das Lesegut, d.h. für die unzerkleinerten Trauben u. die mittels TRAUBENTRETEN, TRAUBENSTAMPFER u. TRAUBENMÜHLE hergestellte MAISCHE, leiten sich vielfach v. den verwendeten Gefäßen, z.B. v. Lesegefäß (z.B. Eimer), bes. aber v. Rückentraggefäß (Bäschoff, Brente, Butte) ab. In Deutsch-Schützen (BURGENLAND) ergaben 3-4 Schaffel (Lesegefäße) eine Butte voll. Die Menge an Trauben, die auf einmal im Rückentraggefäß getragen werden konnte, nannte man dementsprechend in Mainstockheim (FRANKEN) "Buttvoll". Im Anbaugebiet MOSEL wurden früher die Trauben am Rebstock in einen verpichten, aus Weiden geflochtenen Korb (Lagele, Lagel, Lägel) gelesen u. dann in das Rückentraggefäß (Bäschoff) entleert. In St. Aldegund bestand daher folg. Maßverhältnis: 4 Lägel = 1 Bäschoff = 1 Zentner. Zum Abmessen der Maische wurden mit Vorliebe geeichte Gefäße (EICHUNG) verwendet, z.B. in Weiler b. Bingen (NAHE) die Eich (Eich, Eiche II (Maß)) mit 50l Inh., in Odernheim a. Glan das Lägel (40l) u. in Heimersheim das Viertel (8l). Wenn man die Eich wog, entsprach 1 Viertel = 17 Pfund; in Steingruben galt 1 Viertel = 8l. Anschließend wurde sie mit dem Leel (Lägel) gemessen. Dies war ein schmales Holzgefäß mit 2 Griffen, das mit Messingnägeln in Liter geeicht war u. 100l fasste. Vor dem 1. Weltkrieg wurde nur nach Viertel gerechnet, z.B. 9 Leel = 990l = ca. 110 Viertel. In Salgesch (WALLIS) ergab 1 Brente (45l), d.h. 1 Rückentraggefäß voll Maische (Treber), 1 Sester klaren Weins. Beim Maischeverkauf war früher in Guntersblum (RHEINHESSEN) [die] Guntersblumer Eich (56l) übl.- III. Weinmaß in Abhängigkeit vom Anbaugebiet: Die Hohlmaße für Wein variieren - ebenso wie die Bez. für die Größe der Fässer (FASSGRÖSSE), mit denen sie sich z.T. überschneiden - sehr stark v. Anbaugebiet zu Anbaugebiet u. tw. auch v. Ort zu Ort, vgl. z.B. Ahm, Ohm, Ohme od. Eimer. So konnte z.B. 1 Eimer = 8l, 10l, 18l, 56l od. auch 65-68l betragen; am häufigsten wurde aber mit 1 Eimer = 10l gerechnet. Daher werden die Weinmaße im Folg. in Abhängigkeit v. Land, Anbaugebiet u. Ort mitgeteilt, jedoch ohne Vollständigkeit anzustreben. Nicht immer werden v. den GWP, deren Ang. sich vor allem auf die 1980er J. u. die Zeit davor beziehen, die entspr. Literzahlen (Liter) mitgeteilt: A. Deutschland: 1. AHR: Stütze II (Gefäß) (10l).- 2. MOSEL: In Piesport: Liter, Preußische Quart; in Mehring: Ohm, Liter, Fuder; in St. Aldegund: Fuder (1.000l); in Thörnich: Ohm, Liter; in Perl (Saarland): Hotte (40l, achthöttig), Halbfuder (500l), Fuder (1.000l); in Winningen: Hälbchen (1l = 1/2 Maß), Maß (2l), Stütze (10l).- 3. MITTELRHEIN: Böllchen (1/4l, früher als Trinkgefäß benutzt); in Boppard: Liter, Quart (etw. mehr als 1l); in Obernhof: Halbe Schoppen (1/4l), Viertelein.- 4. RHEINGAU: In Assmannshausen: Halbe Schoppen (0,2l, theoretisch 0,25l), Schoppen I (Maß) (0,5l), die Keile zum seitl. Unterstützen des Fasses (Schließ, Schließe), die der Zimmermann herstellte, kosteten hier immer so viel wie ein Halber Schoppen Wein; in Johannisberg: Liter, Halbstück (600l) (Halbstuck, -stück), Stück (1.200l) (Stuck, Stück); in Lorchhausen: Halbe Schoppen (2/10l), Schoppen I (Maß) (1/2l).- 5. NAHE: In Langenlonsheim war der Schoppen theoretisch 0,5l, in Wirklichkeit aber nur 0,4l; in Monzingen: Pfiffchen, Halbe Schoppen (0,25l, in der Gastronomie), Schoppen (0,5l); in Odernheim a. Glan: Viertelschoppen (1/8l), Viertel (8l, bis in die 1960er J. wurde der Wein nach V. bezahlt), Stück (1.200l); in Steingruben: Achtel bzw. Achtelchen (0,125l), Halbe Schoppen (0,25l); in Weiler b. Bingen: Stütze (10l).- 6. RHEINHESSEN: In Armsheim: Liter, Hekto, Stütze (10l); in Gau-Odernheim: Halbe (beim Weintrinken); in Hechtsheim: Halbe (0,25l), Schoppen (0,5l), Liter; in Jugenheim: Schoppen (0,5l), Literblech (1l), Maß (2l; das Messgefäß sah wie das Literblech aus, es war nur doppelt so groß); in Monsheim u. Zornheim: Halbe (0,25l), Schoppen (0,5l); in Nack: Stütze (10l); in Ockenheim: Viertelstück, Halbstück, Stück (1.200l); in Schwabsburg: Halbe (0,2l, beim Weintrinken), Schoppen (0,5l, ebenfalls beim Weintrinken), Stück (1.200l), Doppelstück (2.400l).- 7. PFALZ: In Freimersheim: Fuder (1.000l); in Kallstadt: Schoppen (0,5l); in Leinsweiler: Stütze (10l), Hektoliter bzw. Ohm (100l), Fuder (1.000l).- 8. HESS. BERGSTRASSE: In Bensheim: Viertel, Halbstück (früher gebräuchlichstes Weinmaß), Doppelstück.- 9. FRANKEN: In Erlenbach a.M.: Liter, Viertel (5l), Hektoliter; in Frickenhausen: Liter, Stütze (10l), Hektoliter; in Gambach: Halbliter (0,5l) bzw. Seidlein, Seide- (0,5l, für "Most" = Wein(?) u. für Milch, Bier), Bämpel, Liter, Hektoliter (Fassmaß); in Ipsheim: Liter, Hektoliter.- 10. WÜRTTEMBERG: In Fellbach: Viertelein (0,25l), Schoppen (0,5l), Eimer (300l = 2 Eich); in Horrheim: 2 Eich = 1 Eimer; in Möckmühl: Liter, Eimer (300l); in Ramsthal: Lüppe (3l); in Neckarweihigen: Literbecher; in Unterjesingen: Eimer (300l).- 11. BADEN: In Augen: Ohm (150l); in Beckstein: Liter, Butte (50l), Hekto; in Binzen: Halbe Maß (0,75l), Maß (1,5l), Saum (150l); in Durbach: Maß (1,5l), Ohm (150l); in Ellmendingen: Ohm, Fuder (300l), Liter, Hektoliter; in Friesenheim: Liter, Stütze (15l), Ohme (150l = 10 Stützen); in Grenzach: Stütze (15l), Saum (150l), Bücki (Bücki, Bückti, ein geeichtes (Rückentrag)gefäß v. 50l Inh.); in Heimbach: Maß (1,5l), Ohme (150l), Hektoliter war hier früher unbekannt; in Kippenheim: Ohm (150l), Hektoliter; in Klepsau: Eichmaß (25l, geeichtes mit 2 Handhaben versehenes Kupfergefäß, das der Gde. gehörte u. alle 1-2 J. geeicht wurde), Eimer (300l, beim Weinverkauf); in Malsch: Stütze (15l), Tragbutte, Trage- (50l); in Weingarten: Eimer (35l, GWP unsicher), Ohm (150l, GWP unsicher).- B. LUXEMBURG: In Bech-Kleinmacher: Liter, Schoppen; in Grevenmacher: Halbfuder.- C. FRANKREICH: 1. LOTHRINGEN: In Contz-les-Bains/Niederkontz: Pichet, Quart, Schoppen (0,5l), Liter, Gelpe (7-8l), Hotte (40l); Hellering-les-Fénétrange/Helleringen: Liter, Hektoliter, Ohm (50l).- 2. ELSASS: In Bergheim: Maß (2l); in Bergholtz/Bergholz: Stütze II (Gefäß), Fünfzehnliterstütze, Ohme (50l), Hekto (100l); in Dambach-la-Ville/Dambach: Stütze, Ohme; in Heiligenstein: Ohme (50l), Hekto; in Imbsheim: Fahrt (56l), Große Fahrt (60l); in Obernai/Oberehnheim: Ohm (50l); in Orschwihr/Orschweier: Ohme (50l), Hektoliter; in Sigolsheim: Ohme (50l), Hekto; in Pfaffenheim: Liter, Ohme (50l); in Wangen: Ohm (50l; früher ausschließl. verwendet), Ständlein, Stände-, Ständel (60l, urspr. Rückentraggefäß, das 6-8 Eimer fasste), Hektoliter; in Westhalten: Ohme (50l), Hekto (100l); in Wolxheim: Hekto.- D. SCHWEIZ: 1. BASEL: In Pratteln: Maß (1,5l), Ohme (ca. 3,5l), Bockte (Bockte, Bocke) (500l).- 2. AARGAU: In Elfingen: Maßgutter (mehr als 1l, genaue Literzahl ist der GWP nicht mehr bekannt); in Maisprach: Stütze (15l), Saum (150l = 10 Stützen, war früher das Hauptmaß); in Seengen: Maß (1,5l), Saum (130l od. 150l, GWP unsicher).- 3. BERN: In Erlach: Maß (ca. 2,5l); in Ligerz: Maß (1,5l), Saum (150l).- 4. ST. GALLEN: In Balgach: Alte Eimer (36l), Neue Eimer (40l).- 5. WALLIS: In Salgesch: Liter, Sester (37,5l); in St. German: Sester (37,5l).- E. ÖSTERREICH: 1. NIEDERÖSTERREICH: In Fels a. Wagram: Viertelschaffel (12-15l), Zuber (50l), Halblading (800l), Lading (Ladung, -ing) (1.600l); in Mailberg: Liter, Hektoliter, Ladung 'Weinmaß für die Wagenladung' (2 Fass = 30 Eimer); in Straß i. Straßertal: Eimer (56l).- 2. BURGENLAND: In Donnerskirchen: Viertelschaffel (1/4 Eimer), Eimer, Sechterlein (für Most); in Lutzmannsburg: Dezi (3 D. = 3/10l); in Mönchhof: Eimer (56l); in Mörbisch a. See: Dezi (3 D. = etw. mehr als 1 Viertel), Eimer (62l); in Neckenmarkt: Neckenmarkter Eimer.- 3. STEIERMARK: In Kitzeck: Eimer (56l), Viertel (150l = 1/4 Startin), Halbe (280l = 5 Eimer): der Alte Halbe hatte 280l, der Neue Halbe 300l, Startin (600l).- F. SÜDTIROL: In Andriano/Andrian: Hektoliter bzw. Hekto, Ürne (etw. weniger als 1hl); in Bronzolo/Branzoll: Ürne (ca. 22-24l); in Cardano/Kardaun: Ürne (ca. 50l, GWP ist unsicher, bzw. 76,395l lt. Kalender, den die GWP zu Rate zieht), Pazeide (7l lt. GWP bzw. 6,36l lt. Kalender); in Castelbello/Kastelbell: Seidel, Seitel (0,35l), Pazeide (7l), Ürne (ca. 57l); in: Cortaccia/Kurtatsch: Pazeide (5l, seit ca. 1890 außer Gebr.), Liter, Ürne (75l); in Naturno/Naturns: Pazeide (7l), Ürne (ca. 70l, GWP ist unsicher); in Novacella/Neustift: Viertelein (1/4l), Seidel (1/3l).- G. POLEN: In Lansitz wurde beim Weinverkauf immer mit Viertel (125l lt. GWP A bzw. 180l lt. GWP B) od. Halbe Viertel gerechnet.- H. UNGARN: In Baltoncsicsó/Tschitschau: Eimer (ca. 50l, GWP ist unsicher); in Harka/Harka(u): Eimer (65-68l), dies war ein Einheitsmaß, Liter wurde früher nicht benutzt; in Szakadt/Sagetal: Eimer (50l).- I. SLOWENIEN: In Ribnik/[Rübnig]: Bütterich (28l), Kaufmaß (bis 30l), Eimer (56l); in Wretzen: Liter, in den 1980er J. wurde nicht mehr mit Büttrich bzw. Eimer (28l) gemessen; in Zsmbék/Schambeck: Eimer (ca. 56-58l).- J. TSCHECHIEN: In Brod nad Dyjí/Guldenfurt: Eimer (56l).- K. RUMÄNIEN: In Apoldu de Sus/Groß-Pold: Liter, Eimer (10l), unter 5l gebrauchte man das Fachw. Liter, ab 5l die Bez. Eimer, z.B. 5l = Halbeimer, Halbe Eimer; in Bogeschdorf: Eimer (10l), Deka, Hekto (100l); in Câlnic/Kelling: Eimer (10l); in Cristian/Großau: Maß (ca. 1l), Eimer (10l); in Dedrad/Deutsch-Zepling: Liter (kleinstes Maß), Eimer (10l; früher 56l: wird nicht mehr benutzt); in Gârbova/Urwegen: Achtel (etw. mehr als 1l, GWP ist unsicher), Eimer (10l); in Heidendorf: Liter, Eimer (20l); in Hoghilag/Halwelagen: Eimer (10l); in Homorodu de Jos/Hamrod: Deziliter, Seidlein, Seide- (2dl), Liter; in Lechnitz: Eimer (10l); in Malcoci/Malkotsch: Halbe Kile, Kile (1l; man benutzte häufig folg. Werte: 2, 3, 10, 15, 20 K.), Deka (10l); in Reichesdorf: Seidel, Seitel (1/4l), der Wein wurde in Liter od. Eimer (10l) verkauft; in Sângeorzu Nou/St. Georgen: Der Wein wurde immer eimerweise verkauft (1 Eimer = 10l; der E. war ein geeichtes Gefäß mit 2 Griffen u. einem Blech in der Mitte, das anzeigte, wann das Maß erreicht war); in Sântana/[St. Anna]: Viertel (25l); in Teaca/Tekendorf: Eimer (10l); in Teremia Mare/Marienfeld: Eimer (10l, früher 18l); in Ungurei/Gergeschorf: Eimer (10l).- L. RUSSLAND: In Dolinovskoe/Gnadau: Viertel (3l), Eimer (8l od. 10l, meist wurde aber mit 10l gerechnet); in Mari'ny Kolodcy/Marienbrunn: Eimer (10l); in Michaelsfeld: Viertel (4-5l), Eimer (8l od. 10l); in Ol'gino/Olgino: Eimer (10l = 4 Viertelflaschen, 1 V. = 2,5l = 1/4 Eimer).- M. UKRAINE: In Kamenopolje/Steinfeld: Liter, Eimer (10l), in Temesch: Quart (etw. mehr als 1l); in Stepanívka/Adolfstal: 50-, 100-, 300-, 500- u. 600-Liter-Fässer, Oka (1.200g bzw. 1,2l, war vor dem Litermaß übl.), Wedro (10l); in Krasne/Krasna: Oka (etw. mehr als 1l), Eimer (10l, Holzeimer als Messgefäß).- N. ASERBAIDSCHAN: In Georgsfeld: Quart (ca. 1l), Tschurek (1,5-2l lt. GWP A bzw. 2l lt. GWP B), Viertel (3l), Dekaliter (10l), Halbwedro, Wedro; in Grünfeld: Dekaliter bzw. Eimer (10l), Wedro, Holzeimer (ca. 12l), (russ.) Eimer (12,3l); in Xanlar/Helenendorf: Quart (1,2l), Tschurek (2,5l), Tunga (5l), Eimer (12l).- O. GEORGIEN: In Katharinenfeld: Tschurek (ca. 1l, vgl. Tschurekmess), Eimer (10l), Wedro (12l), Dekaliter (10 Eimer); in Tiflis/Alexanderdorf: Tschurek (1l), Quart (1,2l), Dekaliter (10l) bzw. Eimer (10l = 1 Dekaliter), Liter, Maß, Weinmaß, Mess II (zu messen), Litermess, Eimermess, Dekamess (10l).- s.a. Zumaß (Pletscher 1908, 90); Zwöierli n. '2 Deziliter Wein' (AargWB 86); en Zwöier (Roote) (ib.).-Lit.: Alberti 1957, 316ff.; Barfuß 1885, 340ff.; Besse 2010a; Bronner 1833ff., Taf. im Anh.; Flüeler 1980, 118; Götz 1979ff.; Graf H./Hellwig E. 2008, XIXf.; Hoch 1905, 47ff.; Kleeberg 1956; Pfau-Schellenberg 1863, XIIff.; WKW 125/667ff.; zu weiteren Lit.-Hinw. s. die Art. FASSGRÖSSE u. MASS.- M.B.

Tonbsp.: früher gebräuchliche Hohlmaße (Tegerfelden, Aargau, Schweiz)


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